Wieder daheim

Wieder daheim

Das war es also. Unsere Reise durch 7 Länder ist nach 10 Wochen vorbei und wir haben vieles gesehen, vieles entdeckt, vieles gelernt und vieles erlebt. Wir haben wunderschöne Landschaften gesehen, so viel Leckeres gegessen, in fremde Kochtöpfe geschaut, die oft sehr bewegende Geschichte der Länder kennengelernt. Viele Menschen haben uns ihre Türen und Herzen geöffnet und von ihrem Weg erzählt.

Wir haben auf unserem Weg viel Armut, aber auch viel Reichtum gesehen. Wir haben gesehen, wie glücklich wir uns im Westen schätzen können – per Zufall in einem Teil der Welt geboren zu sein, in dem man genug zu Essen, finanzielle Hilfen bei Problemen, fließend Wasser, eine funktionierende Kanalisation und Müllabfuhr, Rechtsstaat, Pressefreiheit und Datenschutz sowie eine vergleichsweise gut funktionierende Verwaltung hat. Wie gut es auch ist, dass wir in einem Teil der Welt leben, in dem die Unterschiede zwischen den 1% und den 99% (noch) nicht ganz so groß sind.

Die Reise hat uns wieder ins Bewusstsein gerückt, wie privilegiert wir doch sind. Wir haben so viele Menschen getroffen, die es nicht mal in die Hauptstadt des Landes, ja vielleicht nicht einmal in die nächstgrößere Stadt schaffen in ihrem ganzen Leben, für die Reisen in ferne Länder ewig währende Träume bleiben. Zwei Tage lang sind wir in Myanmar gewandert – mit einem Menschen aus einem Dorf, in dem es eben noch kein fließend Wasser gibt, man zum Toilettengang in ein kleines Häuschen geht und das Wasser zum Trinken vom Brunnen im Nachbardorf geholt wird. Es fällt nun viel schwerer, das zu vergessen und man wünscht sich, dass alle Gegner von Menschen- und Nächstenliebe einmal 2 Wochen in solchen Regionen verbringen. Um zu sehen, wie Menschen woanders leben und wie herzlich Menschen doch überall auf der Welt sind. Man hat uns so herzlich in fremden Tempeln, Moscheen und Kirchen empfangen, man hat uns gegrüsst, zugewunken und von Herzen kommendes Lächeln geschenkt. Und ja – das akute Thema der Flüchtlinge war auch auf unserer Reise Thema. Immer wieder wurden wir von anderen Reisenden angesprochen – wie das so wäre mit den Flüchtlingen. Deutschland wurde meistens gelobt für das, was passiert. Dafür, dass unsere Kanzlerin viel Nächstenliebe zeigt und dass wir auf einem schweren und doch so richtigen Weg sind.

10 Wochen klangen am Anfang so viel. Kennt ihr das Gefühl, wie schnell ein 2- oder 3-Wochen-Urlaub vorbeigeht? Wenn man nach der Hälfte schon das Gefühl hat, dass nun die letzten Tage kommen und man eigentlich noch länger in der Ferne bleiben möchte? Wir hatten nach 5 Wochen das Gefühl, dass wir noch soviel Zeit haben und nach den 10 Wochen nun auch das Gefühl, dass es okay ist, wieder nach Hause zu fahren (ehrlich gesagt können wir uns nun weniger vorstellen, für ein oder mehrere Jahre durch die Welt zu reisen – auch ein befreiendes Gefühl).

Unsere Reiseroute hätten wir im Nachhinein lieber etwas abgewandelt. Am Ende – wenn die Puste schon etwas raus ist – erst durch Angkor Wat und dann durch Kuala Lumpur & Singapur zu spazieren, war schon anstrengend. Vor allem, weil wir davor ja relativ tiefentspannt waren. So war es jetzt auch Okay – aber beim nächsten Mal würden wir den Strandurlaub lieber nach hinten verlegen. Eine mögliche Route wäre vielleicht ein Flug nach Yangon, zwei Wochen in Myanmar, dann weiter nach Kambodscha, Halbzeit am Strand in Phu Quoc, Vietnam nach Oben reisen, durch Laos und Kambodscha und dann durch Thailand inkl. Bangkok und am Ende auf einer Insel dort relaxen. Singapur und Kuala Lumpur lohnen sich für zwei Nächte – das ist aber schon grenzwertig und etwas anstrengend. Die beiden Städte könnte man spontan je nach Lust & Laune oder Flugangeboten einplanen und z.B. von Bangkok, Siem Reap oder Ho-Chi-Minh-City (von diesen Städten gibt es mehr Flüge!) dort hinfliegen.

Julia und ich haben auch dazu gelernt. Gelassenheit vor allem. Der Bus kommt nicht, er kommt zu spät, er fährt anders, als man es vermutet. Irgendwie kommt man immer ans Ziel und viel Planung wäre am Anfang gar nicht notwendig gewesen. Man muss auch nicht immer alles verstehen, was passiert. Eine schöne Erfahrung war es auch, andere Reisende auf dem Weg kennenzulernen und mit ihnen einen Teil des Weges zu reisen. Wir haben neue Freunde in Bristol, Luzern, Buenos Aires, Montreal, Connecticut oder München gewonnen.

Wir haben auf Schiffen den Ayeyarwady in Myanmar und den Mekong in Laos befahren, wir sind auf einem Boot zum Sonnenaufgang über den Inle Lake geschippert. Wir haben in Bussen den einen oder anderen Überholvorgang überlebt und Landschaften an uns vorbei ziehen gesehen, Flugzeuge haben uns sicher in ferne Länder gebracht, wir sind stundenlang in oder mit Tuk-Tuks, Taxis, Motor-Taxis, Mopeds, E-Scootern, Kutschen und Fahrrädern durch die Gegend gefahren, wir sind 2 Tage durch glühende Hitze gewandert und sind in den 70 Tagen je Person etwa 1.000.000 Schritte gelaufen (danke fürs Mitzählen, Fitbit!).

Zu den schönsten Orte unserer Reise gehören einige Großstädte: das dynamisch-wachsende Phnom-Penh, die eher beschauliche Hauptstadt Vientiane, das Essens-Paradies Bangkok und am Ende Kuala Lumpur. Besonders gut hat es uns in Kleinstädten gefallen – in Chiang Mai im Norden von Thailand, im beschaulichen Luang Prabang, im schön beleuchtenden Hoi An (trotz des miesen Wetters) oder in Kampot. Kulturell besonders faszinierend waren Bagan & Angkor Wat und landschaftlich wunderschön die Halong-Bucht in Cat Ba. Traumhaft war schließlich der Strand-Aufenthalt auf der Insel Phu Quoc.

Julia und ich haben überlegt, ob wir die besuchten Länder mit genau einem Wort beschreiben können – mit einem Attribut, welches es für uns persönlich ausgezeichnet hat. Myanmar war Abenteuer, Thailand steht für Essen, Laos eher für Gemütlichkeit, Vietnam für die bezaubernde Landschaft, Kambodscha für Menschen, Singapur für Fortschritt und Kuala Lumpur für den schönen Infinity-Pool, den wir dort im Hotel hatten 🙂

Wir sind dankbar, dass wir das alles erleben durften. Dankbar auch dafür, dass wir keine großen Probleme hatten. Nun sind wir wieder daheim und der Alltag hat uns bald wieder. Diesen Blog werden wir offen halten – als Quelle für andere Reisenden und natürlich, damit wir hin und wieder in den Erinnerungen schwelgen können.

Danke dafür, dass ihr Teil unserer Reise gewesen seid!

Fazit: Myanmar

Jetzt ist es soweit. Mit Myanmar sind wir das erste Mal aus einem Land ausgereist – hierher werden wir erst einmal nicht zurückkommen. Zeit, um abseits der Reisewege noch einmal ein paar Gedanken festzuhalten.

Der Tourismus entsteht

Myanmar ist irgendwie noch jungfräulich, was den Tourismus angeht. Allerdings ist das alles weniger spektakulär und abenteuerlich als vorher vermutet. Man kommt überall an und überall weiter, es gibt an jedem Ort Geldautomaten, der Kyat wird überall akzeptiert (der Dollar ist so gut wie unnötig) und man kommt auch als ungeübter Backpacker / Individualtourist gut durchs Land.

Man merkt allerdings schon, dass der Tourismus erst entsteht. Abseits der auch von uns bereisten Hauptroute Yangon > Bagan > Mandalay > Inle Lake > Yangon gibt es sicherlich noch relativ unerschlossene Orte und die Begegnung mit Burmesen, die noch nicht oft westliche Touristen gesehen haben.

Es ist jedenfalls schön, die Öffnung mitzuerleben und zu sehen, dass sich dieses Land entwickelt.

Menschen

Myanmar ist schön wegen der Menschen, die man trifft. Dabei ist es zunächst einmal traurig, dass sich an den Haupt-Sehenswürdigkeiten bereits eine hohe Souvenirverkäufer-Dichte entwickelt hat. An manchen Orten wird man es kaum von einem zum nächsten Block schaffen, ohne nicht von einem Tuktuk- oder Taxi-Fahrer angesprochen zu werden. Und wer es durch alle wichtigen Pagoden schafft, ohne auch nur einmal von einem Verkäufer angesprochen zu werden, hat entweder größere Probleme oder kann sich wirklich äußerst unsichtbar machen. Von 100 Verkäufern nutzten übrigens die meisten die Ansprache „Where are you from?“, dicht gefolgt von „Where are you going?“.

Aber Myanmar lebt wie gesagt von besonderen Begegnungen mit Menschen, die einem nichts verkaufen wollen. Da waren z.B. Nan – unser fabelhafter Guide auf dem Weg zum Inle-Lake, der Kutschfahrer Jojo mit seinem Pferd Madonna und der alte Mann im Circle Train. Aber auch das freundliche Personal in den Hotels – mit einem überaus ehrlichen Lächeln und Menschen, die einem auf der Straße einfach Hallo sagen oder sich freuen, wenn sie einen sehen.

Orte und Landschaften

Wer einen Sonnenaufgang oder -untergang in Bagan oder am Inle Lake erlebt hat, wird sich wenigstens in diesem Moment in dieses Land verlieben. Schön ist auch, wenn man als stiller Beobachter die Stimmung in der Shwedagon Pagode aufsaugen darf – oder beobachten kann, mit welcher Hingabe in den Pagoden überall im Land Buddha Respekt gezollt wird. Und irgendwie ist es auch cool, durch die stickigen, staubigen und wuseligen Straßen – z.B. in Mandalay – zu laufen. Das fühlt sich an, als wenn man in einer Zwischenwelt zwischen diesem und letzten Jahrhundert stehen geblieben ist.

Transport

Spannend ist in Myanmar oft der Transport und damit die Frage, ob und wie man von A nach B kommt. Von Leuten, die man nur zum Teil versteht, kauft man sehr unecht aussehende Tickets für bis zum Schluss unbekannte Transportmittel von Busbahnhöfen, die unglaublich groß sind und mit Fahrern, die waghalsig Überholvorgänge ausführen.  Auch die Art des Transportmittels ändert sich immer wieder – wir hatten Taxis, Moped-Taxis, Kutschen, Fahrräder, Busse, Sprinter, E-Bikes sowie große Boote und kleine Motorboote.

Letztendlich hat bei uns alles ohne Probleme geklappt und wir sind gut und ohne nennenswerte Verzögerungen durchs Land gekommen.

Fazit

Myanmar war toll. Nun werden wir mal sehen, wie sich die anderen Länder ins Zeug werfen. Noch haben wir keinen Vergleich – sind aber sehr gespannt, wie groß die kulturellen Unterschiede sind und wie sehr sie uns auffallen. Myanmar war ein guter Start und wir freuen uns auf ebenso schöne und tolle Tage in Thailand!

Zurück in Yangon

Zurück in Yangon

Unsere Rundreise durch Myanmar endete mit einem 2tägigen Aufenthalt in Yangon. Gestern sind wir am frühen Morgen mit dem Nachtbus am außerhalb gelegenen Busbahnhof angekommen und dann mit dem Taxi in die Stadt gefahren.

Nach einer kleinen Auffrischung ging es dann auch schon gleich los. Wir sind zum sogenannten Circle Train gelaufen – dieser Zug umfährt Yangon in etwa 3 Stunden. Nach dem Kauf des Tickets (0,15ct pro Person) und einem Kaffee ging es zum Gleis. Wir hatten einige Menschen gefragt, an welchem Gleis (1 oder 2) wir einsteigen müssen. Irritiert sagte man uns mal dies und mal das. Wir sind zum meistgenannten Gleis gelaufen und haben dann auch verstanden, warum. Der nach beide Seiten offene Zug wird einfach von beiden Seiten bestiegen – notfalls über das andere Gleis hinweg.

Für die nächsten Stunden machten wir es ins in den unteren Klassen gemütlich. Ab und an wechselten wir das Abteil und bewunderten den Trubel. Immer wieder kamen Verkäufer in den Zug, die Kaugummis, Getränke, Süßigkeiten, Obst oder ganze Mahlzeiten verkauften. Für Menschen, die daran gewöhnt sind, dass der Brezelverkäufer zwischen Göttingen und Kassel angekündigt wird, ist dies erstmal sehr verstörend – aber natürlich praktisch, wenn einem das Essen direkt an den Platz gebracht wird. Natürlich gab es auch draußen viel zu sehen – die Landschaft wurde zwischendurch ländlicher und wir fuhren mal an reicheren, meist jedoch an ärmeren Gegenden vorbei. Am spannendsten war vielleicht die Begegnung mit „Willi“ – einem über 80 Jahre alten Burmesen, der sehr gut Englisch sprach und unsere Fragen geduldig beantwortete bzw. uns auch diverse Dinge fragte. Er hat 8 oder 9 Kinder und eben so viele Enkel, arbeitete beim Militär und war in den 50ern eine längere Zeit in England bzw. Deutschland (er kannte Düsseldorf und Frankfurt) stationiert. Das war irgendwie sehr bewegend und eine besondere Begegnung – wobei wir uns im Nachhinein fragten, welche Rolle er bei diversen geschichtlichen Ereignissen in Myanmar gespielt hat.

Am Ende wurde es noch einmal spannend. Luc – mit dem wir die Zugfahrt zusammen unternommen hatte – war auf einmal aus dem fahrenden Zug gesprungen. Wir haben es selbst nicht direkt gesehen und ein anwesender Tourist meinte zu uns, Luc hätte seine Sonnenbrille verloren und noch geschrien, dass er den nächsten Zug nimmt. Sowas erlebt man auch nicht alle Tage – und es geht auch nur, weil der Zug sehr gemächlich durch die Landschaft tuckert.

Nach der Zugfahrt ging es auf die Suche nach einem leckeres Mittagessen (eher erfolglos), über den schon bekannten Boyoke Market, auf die Suche nach einem Eis (salzig schmeckend) und dann für unsere temporäre Reisebegleitung auf die Suche nach einem Geschäft für Passfotos (gibt es nur dieses – oder sehr, sehr wenige!). Abends ging es dann zu fünft nach Chinatown, wo wir an diversen Straßenständen aßen.

Tag 2

Am nächsten morgen verabschiedeten wir Luc, Jo und Franziska. Julia und ich entschieden uns dafür, der wirklich drückenden und schwülen Hitze aus dem Weg zu gehen – mit dem Taxi ging es zum modernsten Einkaufscenter von Yangon, dem Taw Win Center. Hier angekommen stöberten wir in diversen Läden und tranken ein leckeres süß-klebriges Getränk. Am spannendsten war wohl, dass öfters der Strom ausfiel und dann das ganze Einkaufscenter im Dunkeln stand – einmal passierte dies alle paar Minuten. Die Verkäufer waren davon kaum irritiert und holten dann ihre Taschenrechner heraus. Spannend war auch, dass man von der Zahl der Verkäufer erschlagen wird. Gefühlt kommen auf einen Besucher fünf Verkäufer – die aber meist gelangweilt auf ihr Handy starren oder sich mit den anderen vier Verkäufern unterhalten. Wenn man doch das Interesse weckt, wird man dafür aber dann auf Schritt und Tritt durch den Laden verfolgt.

Durch die Hitze haben wir dann irgendwann todesmutig die Straßenseite gewechselt und sind in das nächste Einkaufscenter – nur um bald wieder zurückzukehren und im ursprünglichen Einkaufscenter unser Mittagessen einzunehmen. Noch mutiger haben wir dann schließlich unseren Aufenthalt in der großen Klimaanlage doch noch abgebrochen, um eine Post zu finden – scheinbar gibt es nur 2 oder 3 Postämter mit Briefkästen in der Stadt. Dann ging es mit dem Taxi heim, duschen und mit einem anderen Taxi zum Flughafen. Unsere Ausreise verlief problemlos und so warteten wir auf den Rückflug nach Bangkok. Voll mit Eindrücken von 13 Tagen Myanmar – aber dazu mehr im nächsten Blogpost!

 

Am und auf dem Inle Lake

Am und auf dem Inle Lake

Nachdem wir uns nach der zweitägigen Trekking-Tour einigermaßen gesäubert und entstaubt hatten, fielen wir erstmal vorübergehend im Hotelbett ins Koma. Wir erhoben uns nur, um mit unseren Mit-Wanderern Francisca, Luke und Joe abends Essen zu gehen.

Für den nächsten Tag hatten wir fünf einen Tagesausflug mit dem Boot auf dem Inle Lake geplant. Wir trafen uns schon um sechs Uhr morgens, um den Sonnenaufgang vom See aus zu bewundern. Das hat sich auch wirklich gelohnt, weil so früh noch kaum Touristenboote unterwegs sind, man die Fischer bei der Arbeit in ihren kleinen Booten beobachten kann und die Kulisse wirklich beeindruckend ist. Wir waren sehr froh, dass wir das erlebt hatten, denn der nächste Teil der Tour entsprach eher einer Kaffeefahrt: Wir wurden mit dem Boot von Handwerksbetrieb zu Handwerksbetrieb gefahren, wo man uns die Herstellung verschiedener Waren vorführte, um uns dann mit unterschiedlicher Nachdrücklichkeit selbige verkaufen zu wollen. Trotzdem war es interessant, etwas über die Herstellung von Silberschmuck, handgerollten Zigaretten (die wir probieren durften) und edlen Stoffen zu erfahren. Und bei der Fahrt von Shop zu Shop sahen wir den Einheimischen bei ihrem Leben am und vor allem im Wasser zu – sie wohnen in Holzhäuser auf Stelzen, fahren überall mit ihren kleinen Holzbooten hin und bewirtschaften schwimmende Gärten. Sogar ihre Tiere leben teilweise auf dem Wasser: Wir sahen eine kleine Hühnergemeinschaft, die auf einem schwimmenden Stück Rasen in den Wellen schaukelte und pickte.

Etwas skurril war der Abstecher zu den Paduang, den „long-necked-women“, die mit vielen goldenen Ringen ihren Hals immer weiter dehnen. Wir wurden zu einem Shop gefahren, wo zwei junge und eine ältere langhalsige Frau etwas lustlos an einer Art Webstuhl hantierten, ganz offensichtlich nur als Fotomotiv für die Touristen. Später erfuhren wir von einem anderen Reisenden, dass diese Frauen eigentlich gar nicht wirklich dort leben, sondern nur als Touristenattraktion dort „ausgestellt“ werden…

Außer Handwerksbetrieben sahen wir ein schönes hölzernes Kloster namens Nga Phe Kyanug, das dafür bekannt ist, dass Mönche den dort lebenden Katzen beigebracht haben, durch Reifen zu springen. Als wir da waren, lagen sie aber nur faul herum. Im Kloster ging es emsig zu, da gerade Vollmond war und das für die Burmesen ein besonderer Tag ist. Wir wurden von einer Familie eingeladen, mit ihnen Tee zu trinken und einen süßen Reisbrei zu essen. Wir konnten uns nur mit Händen und Füßen verständigen, hatten dabei aber viel Spaß. Auf beiden Seiten wurden viele Fotos geschossen.

Auch eine Pagode darf natürlich nicht fehlen: Wir besichtigten die Phaung Daw Oo Pagode, in der sich fünf Buddha-Statuen befinden, die aber mittlerweile vom vielen Blattgold, das die Besucher aufgebracht haben, nicht mehr als solche erkennbar sind (Jens durfte sogar auch Blattgold anbringen – er ging nach vorne und ein Mönch gab ihm welches zum Anbringen). Im Herbst werden die fünf Statuen immer im Rahmen eines großen Pagoden-Festes von einem prächtig geschmückten goldenen Schiff, das wir ebenfalls besichtigten, von Dorf zu Dorf gefahren.

Nach unserer Rückkehr nach Nyaungshwe gab es einen erfrischenden Mojito und ein leckeres Abendessen in einer größeren Runde mit weiteren Backpackern, die wie wir von Kalaw nach Nyaungshwe gewandert sind.

Am nächsten Morgen besuchten Jens und ich den Wochenmarkt (Mingalar Market), auf dem es neben Haushaltswaren alle mögliche Arten Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch zu kaufen gab. Wieder einmal wunderten wir uns über die hygienischen Bedingungen – Fleisch und Fisch auf dem Boden in der prallen Sonne, dazwischen laufen Hunde und Katzen -, probierten uns aber trotzdem mutig durch die Reihen. Danach genehmigten wir uns eine traditionelle burmesische Massage, die hier nämlich ganz besonders gut sein soll. Eine ganze Stunde wurden wir von Kopf bis Fuß durchgeknetet, ein nicht ganz schmerzfreies, aber doch sehr entspannendes Erlebnis. Etwas nervös gemacht haben uns die Backpacker vom Kochkurs direkt vor der Massage-Bambushütte, die sich beim Kochen über bei Massagen entstandene Verletzungen unterhielten.

Entspannt und verletzungsfrei tranken wir noch ein Milkshake nach dem Mittagessen, bevor wir ins Hotel zurückkehrten, wo uns ein Shuttle abholen und zum Busbahnhof bringen sollte. Als der Shuttle nach über einer Stunde Verspätung noch nicht in Sicht war und der Nachtbus nach Yangon in 25 Minuten fahren sollte, wurden wir etwas panisch. Aber die (übrigens sehr nette) Hotelchefin meinte, dass alles seinen Weg geht – und tatsächlich wurden wir doch noch abgeholt, um dann nach einer dreiminütigen Fahrt ca. 800 Meter entfernt am Bus abgesetzt zu werden. Da hat sich die Warterei ja gelohnt.

Das Personal in unserem Hotel war übrigens diesmal besonders freundlich. Sobald wir nachmittags oder abends dort eintrafen, brachte man uns kühle Säfte – bei jeglichen Fragen wurde uns schnell geholfen und am letzten Tag durften wir – obwohl bereits ausgecheckt – vor unserer Busfahrt sogar nochmal duschen. Bei der Verabschiedung wurde sich aufgestellt und dann gewunken – wie schön!

2 Tage Trekking-Tour zum Inle-Lake

2 Tage Trekking-Tour zum Inle-Lake

Vorbei an süßen Puppies (Julia neigt dann meist dazu, kurz aufzujauchzen und die Hunde dann je nach Aussehen und dem Grad des vermuteten Flohbefalls zu streicheln) ging es heute am frühen Morgen zum Trekking-Büro von Sams Family. Sam ist eine Institution in Kalaw – es heißt, er hat die Tour zum Inle Lake vor vielen Jahren zum ersten Mal angeboten. Zusammen mit einem lokalen Guide wandert man 2 oder 3 Tage vom Bergdorf Kalaw zum tiefer gelegenen Inle-See und übernachtet zwischendurch bei einer Familie vor Ort.

 

Im Büro von Sams Family wurde unser Gepäck entgegengenommen und von dort zu unserem bereits gebuchten Hotel nach Nyaungshwe gefahren. Wir selbst wurden dann mit einem Pickup-Truck zusammen mit den 3 anderen Backpackern in unserer Gruppe zum Startpunkt unserer Wanderung gebracht. Durch die oft karge, aber doch abwechslungsreiche Landschaft und verschiedene Dörfer ging es dann immer weiter Richtung See. Zum Frühstück hielten wir bei einer Weberin, bei der man die in etwa drei Tagen Arbeit produzierten Umhänge-Taschen für umgerechnet etwa 3€ kaufen konnte.  Ein sehr leckeres Mittagessen gab es dann im Haus unseres Guides. Danach ging es dann viele weitere Hügel hinauf und herunter und schließlich zum Etappenziel in das kleine Dorf SchaueDenNamenVielleichtSpäterNach. Hier empfing uns eine lokale Familie, die für uns Fünf bereits ein Schlaflager eingerichtet hatte. Auf dem harten Boden sollten / durften wir die Nacht verbringen und dabei durch das offene Fenster den Mond betrachten. Vorher gab es wieder ein richtig leckeres Essen. Völlig übermüdet und an den natürlichen Tagesrhythmus der Einheimischen angepasst lagen wir schon gegen 20:30 Uhr in unserem Bettenlager.

 

Am nächsten Tag ging es gestärkt von einem Frühstück erst ganz anstrengend bergauf und danach eine längere Zeit über Stock und Stein und oft durch schattenlose Staubwüsten bergab zum See. Dort angekommen gab es in einem Restaurant Lunch und danach ging es mit dem Boot und ab sofort ohne unseren Guide weiter. Das Boot fuhr uns quer über den See nach Nyaungshwe – zu Fuß ging es dann zum Hotel. Nach einer warmen Dusche zur Entfernung der Staubschichten fielen wir schließlich ziemlich entkräftet in unsere Betten.

Fazit

Die Tour war eines der bisherigen Highlights unserer Reise. Wir hatten eine tolle Wandertruppe und es hat viel Spaß gemacht. Auch unser Guide Nan war super – er hat uns mit seinem guten Englisch viele Fragen zu Land & Leuten gut beantworten können. Moby war unser Koch und hat uns gut verköstigt. Es war zudem ein besonders schönes Erlebnis, eine einheimische Familie kennenzulernen und einen Einblick zu haben, wie diese im Jahr 2016 leben. Ohne Strom und nur mit einem Generator, der das Licht und den kleinen TV speist, ohne Kanalisation, mit einem Loch als Klo und einer Feuerstelle als Ofen, ohne Schränke und mit den wenigen persönlichen Gegenständen nur in einigen Kisten verteilt.

Da wird einem klar, wie dankbar man sein sollte, dass man zufällig in einem anderen Land geboren wurde – oder wie privilegiert man doch ist, dass man das alles erleben kann – um dann wieder in sein Hotel mit Klimaanlage und richtigem WC zurückzukehren.

Von Mandalay nach Kalaw – eine Busfahrt der anderen Art

Von Mandalay nach Kalaw – eine Busfahrt der anderen Art

Heute war einer dieser Reisetage, an dem wir meist den ganzen Tag unterwegs sind, um den Ort zu wechseln. Heute ging es von Mandalay mit dem Bus nach Kalaw– für die 212km Entfernung sollte der Bus laut Google Maps fünf Stunden benötigen.

Gefreut bei der Buchung hatten wir uns darüber, dass wir nicht mit einem Taxi zu irgendeinem außerhalb der Stadt liegenden Busbahnhof fahren müssen, sondern von einem Mini-Bus abgeholt werden. Dieser sollte um 8:30 Uhr kommen.

Dummerweise war es dann doch schon 8:00 Uhr, als dieser Mini-Bus kam und so haben wir unser zum Glück bereits gepacktes Gepäck schnell zusammengesucht und fluchtartig unser Hotelzimmer verlassen. Scheinbar ging es anderen Passagieren in dem Neunsitzer ähnlich – so warteten wir vor den meisten Hotels meistens 10 Minuten.

Trotzdem schafften wir es noch rechtzeitig zum Busbahnhof, wo unser Bus um 9 Uhr losfahren sollte. Unser Fahrer stieg ohne Erklärungen aus. Dann wurde es 10 vor 9. 5 vor Neun. Neun! 5 nach Neun…Dann kam unserer Fahrer wieder und stieg ohne etwas zu sagen ein…um dann weiterzufahren.

Wir wussten nicht so recht, ob wir es mit einem Entführungsfall zu tun hatten, ob der Fahrer den Weg zum Bus nicht wusste oder wir diesen verpasst hatten und ihn nun einholen wollten. Nachdem wir eine Stunde unterwegs waren und auf Google Maps ersichtlich war, dass die Route Richtung Kalaw stimmte, nahmen wir einfach an, dass dies wohl auch der Bus in Richtung Kalaw war.

Und ja – er brachte uns tatsächlich nach Kalaw. Hier ist noch erwähnenswert, dass die letzten 2 Stunden auf und ab durch Serpentinen, enge Kurven und Abgründe auf einer Seite ging. Unser Fahrer ließ sich davon nicht beeindrucken –  schnell ging es um die Kurven und wenn er überholen wollte und keine Einsicht hatte, hupte er einfach und setzte dann zum Überholen an. Meist ging dies auch gut – nur einmal hatten wir dummerweise ein entgegenkommendes Auto auf unserer Spur. Aber irgendwie ging alles gut (auch wenn dies in unseren Köpfen anders aussah) und schließlich kamen wir dann ja auch in Kalaw an.

Dort liefen wir noch ein wenig durch die Stadt, über den Markt, holten und ein Ticket für die morgige Trekking-Tour und aßen in einem hoch gelobten Nudel-Restaurant.

Mandalay

Mandalay

Am Donnerstag, den 18. Februar brachen wir in aller Frühe mit dem Boot von Bagan in Richtung Mandalay auf. Die Fahrt sollte 12 Stunden dauern, Abfahrt war um 5:30. Die ersten drei Stunden froren wir trotz der bereitgestellten Decken ziemlich, aber bald nach Sonnenaufgang wurde es wieder gewohnt heiß – und am Ende des Tages sollte ich einen amüsanten halbseitigen Sonnenbrand im Gesicht haben. Leider war die Uferlandschaft nicht so spannend, wie wir uns das erhofft hatten, aber ab und zu sahen wir ein Dorf mit am Wasser spielenden Kindern und Wäsche waschenden Frauen. Auch auf dem Fluss war allerhand los, und vor allem die Besatzung der kleinen einheimischen Boote bestaunte unsere touristengefüllte Fähre ausgiebig.

Kurz nach 17 Uhr kam das Boot am Pier von Mandalay an. Da die Sonne bald untergehen würde, setzten wir uns in eine nahegelegene Bier-Bar mit Blick auf den von Booten unterschiedlicher Größe eifrig befahrenen Fluss und die darüber untergehende Sonne. Zusammen mit der Hauskatze genossen wir dieses Spektakel. Anschließend warfen wir unser Gepäck nur kurz im Hotel ab, bevor wir bei einem von unserem Reiseführer empfohlenen indischen Straßenrestaurant ein ausgesprochen leckeres Abendessen einnahmen.

Leider bekam Jens das Essen aber nicht so gut, sodass ich am Freitag bei der Besichtigung von Mandalay weitestgehend auf mich allein gestellt war. Das war aber auch mal eine interessante Erfahrung! Nach dem Frühstück lieh ich mir ein Fahrrad und fuhr zum Zay Cho Market, dem größten Markt Mandalays in einem wirklich extrem hässlichen Hochhaus. Auch auf die dort verkauften Artikel traf diese Beschreibung größtenteils zu, sodass ich mich dort nicht lange aufhielt. Viel interessanter war der große Lebensmittelmarkt hinter dem Hochhaus: Hier wurden an zahllosen Ständen alle erdenklichen Dinge verkauft – ganze Hühner, Fleischteile, frischer und getrockneter Fisch, Obst, Gemüse, Kräuter und Gewürze…

Nach meiner Rückkehr ins Hotel fuhren Jens und ich mit dem Taxi zur Mahamuni Pagode im Süden der Stadt. Hier gibt es einen der wichtigsten Heiligtümer des Landes zu besichtigen: Eine große Buddhafigur, die seit vielen Jahren von Gläubigen liebevoll mit großer Mengen Goldplättchen dekoriert wird, sodass ihre Glieder schon ganz unförmig sind. Die Schätzungen, wie viele Tonnen Gold hier schon gespendet wurden, gehen weit auseinander. Als Frau durfte ich den offenen Saal, in dem der Buddha steht, leider nicht betreten, selbst zu nahe heran durfte ich nicht. Frauen dürfen die Statue nur aus der Ferne anbeten bzw. ihr Mienenspiel per Live-Übertragung auf mehreren Bildschirmen verfolgen.

Hinterher ging es für mich wieder alleine mit dem Fahrrad weiter. Fahrradfahren ist in Mandalay aufgrund des starken Verkehrs und der maroden Straßenverhältnisse wirklich ein Abenteuer. Dazu kommt, dass sich niemand an irgendwelche Verkehrsregeln zu halten scheint (oder ich habe sie einfach nicht verstanden). Trotzdem lernt man eine Stadt mit dem Fahrrad natürlich ganz anders kennen und trotz des Nervenkitzels hatte ich eine Menge Spaß. Ich besichtigte das Shwenandaw Kloster, das komplett aus mit kunstvollen Schnitzereien verziertem Holz besteht, und anschließend das benachbarte Ahtumashi Monastery. Auf dem Weg dorthin wäre ich fast mit einer Ziege kollidiert. Als nächstes betrat ich durch das einzige für Touristen geöffnete Tor der Palastmauer im Osten. Ich besichtigte den durch einen Brand vernichteten und nicht besonders authentisch rekonstruierten Königspalast (Wellblech und Bronzefarbe statt Holzziegel und Blattgold), der zwar nicht sooo beeindruckend und schön, aber doch einigermaßen interessant war – außerdem bot er Schatten in der Mittagshitze. Eigentlich hätte ich ihn nicht besichtigt, aber da ich im Shwenandaw Kloster sowieso ein Ticket für alle Sehenswürdigkeiten der Stadt kaufen musste (10.000 Kyat für 5 Tage), konnte ich es mir genauso gut mal anschauen.

Als nächstes radelte ich zur Kuthadow Pagode, wo es „das größte Buch der Welt“ (hunderte beschrifteter Steintafeln jeweils einzeln in kleinen weißen Häuschen) und einen 150 Jahre alten Baum zu bewundern gab.

Zum krönenden Abschluss des Tages wollte ich den Mandalay Hill erklimmen, von dem aus man einen tollen Blick über die Stadt hat und einen besonders schönen Sonnenuntergang erleben kann. Die tausend Stufen bei dieser Hitze machten mir ganz schön zu schaffen, zumal ein eifriger und freundlicher Mönch mich auf dem Weg nach oben begleitete, um bei einem Schwätzchen sein Englisch zu verbessern (keuch). Es war wirklich interessant, von seinem Leben zu erfahren. Er stellt auch viele Fragen zu Deutschland, aber meine Antworten fielen aufgrund von akutem Sauerstoffmangel eher kürzer aus. Die Aussicht und der Sonnenuntergang waren tatsächlich hübsch, allerdings war es sehr diesig und daher die Sicht nicht sehr gut.

Zum Abendessen war ich mit Jens an einer Straßenecke, die wir vorher anhand unseres Stadtplans festgelegt hatten, verabredet. Es ist ganz schön heikel, sich in einer unbekannten Stadt zu verabreden, ohne sich notfalls anrufen zu können! Die Zeit vor dem Handy hatte ich schon ganz verdrängt. Auf der Fahrt zum Treffpunkt wurde ich von einem Mopedfahrer angesprochen – während der Fahrt! Der Gute fuhr einfach neben mir her, um ein Schwätzchen mit mir zu halten. Im chaotischen Feierabendverkehr! Als ich den Treffpunkt schließlich gefunden hatte, ließ er sich einfach nicht mehr abschütteln und wartete eine ganze halbe Stunde mit mir. Ich habe gelesen, dass alleinreisende Frauen in Myanmar oft von „Beschützern“ begleitet werden, weil es nicht üblich ist, dass Frauen hier alleine unterwegs sind. Aber es war eine wirklich dunkle Ecke und der Kerl war auch so merkwürdig, dass ich es doch etwas mit der Angst bekam. Als Jens endlich aufkreuzte, ließ er es sich nicht nehmen, uns zum Lokal zu begleiten. Und auch dort machte er keine Anstalten, uns alleine zu lassen, bis Jens ein Machtwort sprach. Das war wirklich merkwürdig.

Insgesamt hat mir Mandalay gut gefallen, auch durch die halsbrecherische Art, wie ich es erobert habe. Als Tourist hat man es hier ein bisschen schwer, da es eigentlich keinen Nahverkehr gibt. Aber das Fahrrad kann ich nur sehr mutigen und kardiovaskulär einigermaßen belastbaren Reisenden empfehlen. Jens ist in den Genuss einer Fahrt mit dem Motorradtaxi gekommen und sagte, dass auch das eher etwas für mutige Menschen sei. Bei dem Fahrstil der Motorradfahrer hier kann ich mir das auch gut vorstellen.

Sonnenuntergänge in Bagan

Sonnenuntergänge in Bagan

Gestern und heute waren wir in Bagan – dem Tal der Pagoden und einem der beeindruckendsten Ziele in Myanmar. Jeder Herrscher und jede sonst wie wichtige Persönlichkeit haben hier für die Nachwelt eine Pagode hinterlassen und so stehen hier 2000 große und kleine Tempel in allen möglichen Formen und Varianten.

Nach unserer Ankunft mit dem Nachtbus morgens um 5:30 Uhr sind wir kurz zum Hotel und dann gleich weiter, um soviel wie möglich zu sehen. Zunächst haben wir etwas umhergerätselt, wie wir uns am besten vor Ort fortbewegen. Zum Glück ist dann Jo-Jo mit Madonna vorgefahren. Die Namensvetterin einer berühmten Sängerin war ein Pferd und Jo-Jo der dazugehörige Kutscher. Die beiden haben uns also umhergefahren und an den wichtigsten Pagoden in der Nähe zwischen Alt-Bagan und Bagan angehalten. Insgesamt haben wir bestimmt 15 Pagoden gesehen, die ich jetzt nicht einzeln aufzählen werde. Meist sind wir jedenfalls runter von der Kutsche, Madonna konnte kurz verschnaufen, wir sind in die Pagode rein, vielleicht rauf (falls möglich), haben uns von unzähligen Souvenir-Verkäufern anquatschen lassen und sind dann wieder zurück zur Kutsche.

Abends war dann die spannende Frage, wie wir den Sonnenuntergang verbringen wollen. Abgeschreckt von der Touristenmenge auf der großen, dafür bekannten Shwehsandaw sind wir zu einer kleineren Pagode in der Nähe (Myauk Guni). Dort mussten wir mehrere Treppen nach oben und durch wirklich enge Durchgänge, um uns dann auf der Fassade Richtung Sonnenuntergang zu setzen. Dort saßen wir mit anderen Reisenden wie Hühner auf einer Stange und wäre einer gepurzelt, hätte es wohl eine große Kettenreaktion gegeben. Aber es war ein lohnenswertes, besonderes Schauspiel und wir haben gesehen, wie sich die Sonne über den Pagoden erst orange und dann leuchtend rot färbte, bevor sie langsam hinter den Bergen versank.

Am nächsten Morgen liehen wir uns E-Bikes. Dabei handelt es sich nicht wie ursprünglich angenommen um Fahrräder mit Motor-Unterstützung, sondern um eine Art Mopeds, die 50km/h schnell werden können. Diese waren wirklich angenehm zu fahren und es war spaßig, damit durch die Gegend und von Pagode zu Pagode zu fahren. So konnten wir heute größere Distanzen überwinden und zum Beispiel die näher an Nyaung U gelegenen Pagoden betrachten – z.B. den große Shwezigon-Tempel.

Hier hatten wir das große Glück, den Start einer Prozession mitzuerleben. Geschmückte Frauen und Kühe, Kinder auf Pferden sowie Wägen mit lauten Lautsprechern zogen an uns vorbei. Nach 5 Minuten war der Zug schon durch und alle Menschen gingen wieder an ihre Arbeit. Wir wissen nicht, was hier gefeiert wurde oder was der Zweck des ganzen war – aber es war sehr spannend.

Auch den Fluss und einen Schiffsanleger sowie die gestern links liegen gelassene Shwehsandaw Pagode fuhren wir heute an. Den Sonnenuntergang erlebten wir diesmal bei einer Pagode am Fluss (Lakananda) – dort führte die Sonne ihr Schauspiel wieder so eindrucksvoll durch wie gestern.

 

Hinweise für Reisende nach Bagan

  • Die Entrance Fee von Bagan wurde für uns nicht im Bus erhoben – man musste diese an gewissen Pagoden bezahlen – scheinbar etwas willkürlich oder nach Tageszeit (z.B. beim Sonnenuntergang an der Shwehsandaw). Preis sind 25.000 Kyat oder 25 Dollar, wobei ersteres zum aktuellen Kurs sinnvoller ist.
  • Wir fanden zwei Tage in Bagan mehr als ausreichend. Wir hatten sogar noch Zeit, für eine Stunde in den Pool zu springen. Weniger wäre wohl schon schade.
  • Kutsche fahren: Für ein langsames aber dafür bequemes Vorankommen im Schatten können wir Jo-jo und Madonna empfehlen. Jo-jo spricht nicht gut Englisch – aber er war sehr freundlich und wir konnten die Route gut mit ihm abstimmen. Er nimmt zwischen 20.000 und 25.000 Kyat, hat seinen Sitz in Neu-Bagan und seine Telefonnummer ist 09420329913 (oder 06165433). Grüßt ihn bitte lieb von Julia und Jens!
  • Wer lieber individuell von Pagode zu Pagode fährt, dem sei ein E-Bike Unsere haben jeweils 8.000 Kyat gekostet (ausgeliehen vom Hotel). Wir fanden die Kombination gut (am ersten Tag eine Tour und am zweiten dann die ausgebliebenen Pagoden abfahren)
  • Wenn ihr mehr Fragen habt, fragt gerne etwas in den Kommentaren!

 

Fahrt nach Bagan

Fahrt nach Bagan

Dieser Tag sollte uns ein bisschen Entspannung von den letzten recht anstrengenden Tagen voller Sightseeing bringen. Wir trafen uns mit einem Freund von Jens und verbrachten einige schöne Stunden mit ihm und seiner Familie – wir verbrachten den Tag größtenteils im Schatten, Eiscafés schlürfend, lecker essend und uns unterhaltend.

Abends ging es dann mit dem Nachtbus nach Bagan, unserer nächsten Station. Allein der Busbahnhof von Yangon war bereits ein echtes Erlebnis – das ist eher eine Stadt als ein Bahnhof! Ohne unseren Taxifahrer hätten wir unseren Bussteig nie gefunden. Da wir sehr früh dort waren, konnten wir das Treiben noch eine Weile beobachten. Unglaublich, wie sich die vielen großen Busse durch die engen Gassen voller Verkaufsstände und Reisenden quetschten.

Unser „VIP-Bus“ war ausgestattet mit Nackenkissen, Decken und einem Zahnputzset. Nach einer Pause zum Abendessen und Zähneputzen nach ca. zwei Stunden fuhren wir durch. Die Lehnen der Sitze ließen sich so weit nach hinten stellen, dass man quasi im Schoß des Hintermanns lag. Der Kanadier hinter Jens wusste das schon uns stellte sich vorher schon mal bei ihm vor („as your head is going to rest in my lap soon“). Wir fuhren also ineinander verkeilt und gestapelt wie Sardinen für 10 Stunden über teilweise sehr holprige Straßen. Ich konnte eigentlich erstaunlich gut schlafen, Jens eher nicht so. Vom Busbahnhof haben wir uns mit einer anderen Reisenden ein Taxi nach Neu-Bagan geteilt – für recht teure 15.000 Baht. Aber unsere Verhandlungsposition war morgens um 5.30 Uhr einfach nicht sehr gut.

Nachtrag von Jens (ich habe ja die Straßenverhältnisse eher mitbekommen): Es scheint, als ob nur der Highway von Yangon nach Mandalay gut ausgebaut ist – dort stehen ab und an auch Laternen an der Seite und es gibt mehrere Spuren. Sobald wir jedoch die Nord-Süd-Achse verlassen hatten, ging es für die letzten 2 Stunden auf die eben erwähnte Holperpiste. Ich bin mehrmals aufgewacht und habe gedacht, wir wären von der Straße abgekommen und auf einem Acker gelandet.

Yangon

Yangon

Trotz krabbelnder Mitbewohner hatten wir eine angenehme erste Nacht in Myanmar. Da unsere elektronischen Geräte von den vielen Zeitzonenwechseln völlig verwirrt sind, wussten wir gar nicht, wie spät es nun eigentlich war. Nicht mal Google konnten wir fragen, da das WLAN praktisch nicht zu gebrauchen war. Zum Glück gab es noch Frühstück, und nach einigem Hin und Her bekam ich sogar eine leckere burmesische Suppe mit mir unbekannten Zutaten anstelle von Toast und Marmelade.

Gestärkt machten wir uns auf die Suche nach einer Wäscherei, die leider erfolglos blieb (die einzige Wäscherei, die wir fanden, hätte drei Tage benötigt). Wäsche waschen ist leider in Yangon sehr viel teurer als in Bangkok – hier bezahlt man pro Kleidungstück (in unserem Hotel für ein Shirt z.B. ca. 50 Cent und für eine Hose einen Euro) und in Bangkok kostete ein Kilo Wäsche ca. einen Euro.

Danach ging es los mit Sightseeing: Zuerst besuchten wir den Bogyoke Aung San Markt, auf dem vor allem Stoffe, aber auch viele Haushalts- und Handwerkswaren verkauft wurden. Im Obergeschoss der Markthalle verarbeiteten dutzende Näherinnen den gehandelten Stoff.

Danach gingen wir zur nahegelegenen Sule Pagode, einer alten Pagode mitten auf einem Kreisverkehr. Da der Verkehr in Yangon echt atemberaubend aufregend ist (die Hupe ist das wichtigste Autoteil und wer bremst, verliert), ist allein der Weg dorthin schon ein ziemliches Abenteuer. Doch es lohnt sich: Das alte Gebäude mit der goldenen Kuppel ist wirklich sehr schön und prächtig. Wir sahen viele Gläubige, unter anderem fand eine Art Religionsunterricht statt, wie uns ein freundlicher junger Mann erklärte, der mit uns über Goethe und Schopenhauer sprechen wollte und von seiner Arbeit als Lehrer in einem Waisenhaus erzählte. Wir führten ein nettes Gespräch, bis er schließlich sein eigentliches Anliegen offenbarte: Er wollte Geld von uns – für die Versorgung seiner Waisenkinder… Das hat mich irgendwie echt sauer gemacht, weil ich langsam den Eindruck gewinne, dass jeder, der uns freundlich anspricht, uns nur auf irgendeine Weise das Geld aus der Tasche ziehen möchte. Man wird so misstrauisch.

Anschließend bummelten wir ein bisschen durch die Gassen Yangons und beobachteten die Menschen. Uns fiel auf, dass die meisten jungen Paare im Partnerlook unterwegs waren, viele trugen dabei auch noch riesige Stofftiere mit sich herum. Stimmt, es war ja Valentinstag! Hier scheint das ein echter Feiertag zu sein. Die Pärchen mit identischen oder aufeinander abgestimmten Klamotten waren jedenfalls echt witzig, und zufälligerweise hatten Jens und ich auch die gleiche Schlabberhose aus Bangkok an!

Nachmittags fuhren wir mit dem Taxi zur Wizara Pagode. Die goldene Kuppel dieser Pagode ist begehbar und im Stil eines Waldes dekoriert. Das Dach der Kuppel ist wie ein Sternenhimmel gestaltet, inklusive Lämpchen als Sternenlicht. Hier konnten wir ein bisschen rasten und die Eindrücke sacken lassen. Überhaupt werden religiöse Stätten hier anscheinend gerne für alles Mögliche benutzt – hier hält einer ein Mittagsschläfchen, dort wird gevespert, Zeitung gelesen oder ein Film auf dem Smartphone geschaut.

Als krönender Abschluss besuchten wir die Shwedagon-Pagode, eine riesige Anlage bestehend aus ca. 70 kleineren und einer riesigen goldenen Kuppel – DIE Sehenswürdigkeit Myanmars. Wir verbrachten hier fast vier wunderschöne Stunden. Es ist wirklich nicht möglich, in Worte zu fassen, wie unglaublich schön diese Anlage ist. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll… Allein mit der Besichtigung waren wir bestimmt zwei Stunden beschäftigt, aber die anderen zwei Stunden haben wir nur geschaut. Touristen beobachtet, Einheimische bei religiösen Ritualen, Mönche… Es gab so viel zu sehen. Als es dunkel wurde, wurden rund um die Hauptkuppel Kerzen entzündet. Wir fanden heraus, dass es sich um 1000 Kerzen handelte, die eine junge Frau anlässlich ihres Geburtstags gespendet hatte und nun mit ihrer Schwester anzündete. Wir halfen ihr eine ganze Zeit dabei, das war wirklich etwas ganz Besonderes.

Nach dieser tollen Erfahrung fuhren wir in das Viertel Little India und aßen in einer Straße, die für ihre guten Barbecue-Restaurants bekannt ist (19th Street). Es war rappelvoll dort, Touristen und Einheimische waren gleichermaßen vertreten.