Kampot – Wo der Pfeffer wächst

Reise von Phu Quoc nach Kampot

Am 5. April verließen wir schweren Herzens, aber bestens erholt unser Strandhotel in Phu Quoc, um nach Kambodscha einzureisen – dem letzten Land, das wir ausführlicher bereisen werden. Mit der Fähre ging es nach Ha Tien, einer vietnamesischen Kleinstadt direkt an der Grenze. Theoretisch wäre es viel einfacher, von Phu Quoc direkt nach Kambodscha zu reisen, da die Insel nur 15 km vor der kambodschanischen Küste liegt (bis zur vietnamesischen Küste sind es über 40 km!), und tatsächlich gehörte Phu Quoc früher zu Kambodscha. Aber leider ist das bislang nicht möglich, daher der Umweg über Ha Tien. Wir hatten die ganze Strecke samt Grenzüberquerung wieder als Komplettpaket gebucht und mussten uns daher um nichts kümmern: Von der Fähre wurden wir ins Büro des Reiseanbieters gekarrt, dort wurden unsere Pässe, Passbilder (für 2 USD geht es auch ohne Bild), Impfpässe (für 1 USD gilt man auch ohne als durchgeimpft) und 35 USD Visumsgebühr pro Person abgenommen und wir durften uns die Zeit vertreiben, bis es eine Stunde später über die Grenze ging. Da die Visa schon vorbereitet waren, ging das alles schnell und unkompliziert – ohne jede Wartezeit. Danach fuhr uns ein weiterer Minivan nach Kampot.

Kampot

Kampot ist eine kleine Stadt nahe der Grenze zu Vietnam mit ca. 50.000 Einwohnern. Eigentlich stand sie gar nicht auf unserer Reiseroute, aber wir wollten gerne neben Phnom Penh und Siem Reap auch eine kleinere kambodschanische Stadt besuchen und da bot sich Kampot geografisch eben an. Wir sind sehr froh, dass wir uns entschieden haben, hier drei Tage zu verbringen! Das Städtchen liegt sehr malerisch am Fluss Teuk Chhou und strahlt eine gelassene und freundliche Atmosphäre aus. Hier haben sich viele Ausländer niedergelassen, auch Touristen sieht man hier und da, aber nicht zu viele. Unser Hotel war eine wunderschöne Villa etwas außerhalb auf der anderen Seite des Flusses mit großen Zimmern und einem Balkon, der rund um den 1. Stock reichte und von dem man einen tollen Ausblick auf den Garten voller Mangobäume (frische Mango zum Frühstück!), die kleine Fischerinsel und den Fluss hat. Geführt wird es von einem sehr netten und etwas verpeilten Australier namens David.

Am Nachmittag unserer Ankunft liehen wir uns zusammen mit Luca, einem Schweizer, den wir auf der Fahrt kennengelernt hatten, Fahrräder aus und radelten in die Stadt. Nachdem wir uns ein bisschen umgeschaut hatten, landeten wir zur Bewunderung des Sonnenuntergangs über dem Fluss (naja, eigentlich eher hinter den Bergen) in einer Bar mit dem lustigen Namen Rikitikitavi. Und weil die Cocktails so gut waren, blieben wir gleich zum Abendessen!

Am nächsten Morgen wurden wir um neun Uhr von Davids Lieblings-Tuktuk-Fahrer zu einer Tagestour abgeholt. Das war ein toller Tag, an dem wir nicht nur mehrere Sehenswürdigkeiten in der Region abklapperten, sondern auch die Atmosphäre Kambodschas spüren konnten. Mit dem Tuktuk ging es vorbei an Feldern mit abgemagerten Kühen (das Land ist so ausgedörrt,  das wir uns fragten, wie die überhaupt noch etwas zu essen finden), Pagoden, sogar eine Moschee und durch kleine Dörfer. Die Landschaft ist trotz ihrer Kargheit wunderschön, wenn man einmal gelernt hat, den vielen Müll zu übersehen, der überall herumliegt. Als erstes besuchten wir die Höhlen von Phnom Kampong Trach, wo wir von einem kleinen Mädchen mit einer Taschenlampe und erstaunlich guten Englischkenntnissen herumgeführt wurden. Wenn man eine Weile in den Berg hineingeht, öffnet sich die Höhle plötzlich zu einer kleinen Oase mitten im Berg, die nach oben offen ist. Als nächstes wurden wir zu einer Pfefferplantage gebracht, denn die Region ist bekannt für ihren Pfeffer. Gerade war Erntezeit, sodass wir die Pfefferkörner an der Pflanze bestaunen konnten. Interessant fanden wir, dass grüner, schwarzer, roter und weißer Pfeffer von der gleichen Pflanze stammt – es kommt nur darauf an, wie sie verarbeitet wird. Danach fuhren wir an einer Salzplantage vorbei (nennt man das so?), wo auf riesigen Feldern Salzwasser getrocknet wird. Besonders die riesigen Lagerhäuser, aus denen das Salz nur so herausquoll, waren beeindruckend. Anschließend besuchten wir den Krabbenmarkt in Kep, einer nahegelegenen kleinen Küstenstadt, und aßen in einem der Fischrestaurants zu Mittag. Natürlich Fisch und Meeresfrüchte, was denn sonst. Als wir gerade fröhlich spachtelten, kam eine Reisegruppe an. Der Führer erklärte, dass „aufgrund der aktuellen Situation“ momentan kein Fisch oder Meeresfrüchte serviert würde. Verständnisvolles Nicken. Wir waren etwas verunsichert, aber der Fisch war ja schon halb verzehrt, also was solls. Später, als wir baden wollten und am Strand Schwimmen-verboten-Schilder entdeckten, wurden wir von unserem Fahrer aufgeklärt: Kep erlebte gerade eine potenziell giftige Algeninvasion, weshalb momentan vom Verzehr von Fisch oder Meeresfrüchten abgeraten wird und das Schwimmen untersagt ist. Vielen Dank, der Hinweis wäre vor dem Mittagessen besser gewesen… Naja. Also keine Badepause, stattdessen fuhren wir über sehr holprige Wege zu einer weiteren Höhle. Auf dem Weg winkten uns viele Kinder zu, nur eines zeigte uns zum Gruße seinen Hintern?! Wir wollen es mal nicht persönlich nehmen. Vielleicht wollte er uns nur zeigen, was uns bald wehtun würde – die Straße bestand eigentlich nur aus Schlaglöchern. Am Ziel angekommen sprang unser Fahrer erstmal in einen nahegelegenen See, während wir die Höhle Phnom Chhnork besichtigten. Leider konnten wir nicht die ganze Höhle anschauen, da der Tunnel dermaßen steil bergab führte und wir in Flipflops und ohne Taschenlampe Angst vor Knochenbrüchen hatten. Aber auch so war es sehr schön. Danach wurden wir von unserem Fahrer, der sichtlich froh über seinen Feierabend war, zurück ins Hotel gebracht.

Abends wollten wir noch eine Kleinigkeit essen gehen. Was wir nicht bedacht hatten, obwohl ich davon gelesen hatte: Nach Anbruch der Dunkelheit verwandeln sich die tagsüber so lethargischen Hunde Kampots in aggressive Wachhunde, die Fremde teilweise in Rudeln angehen. Ich liebe Hunde und kann kaum an einem vorbei, ohne ihn streicheln zu wollen, aber an diesem Abend hatte ich Angst vor ihnen und bin mit einem großen Stein in der Hand durch die Straßen gelaufen. Wenn man so tut, als würde man den schmeißen, kann man sie einigermaßen in Schach halten. Das möchte ich nicht nochmal erleben.

Am nächsten Tag machten wir einen Tagesausflug in den Bokor National Park. Wir wurden von einem Minivan abgeholt und fuhren gemeinsam mit Luca und drei anderen Touristen in Richtung Berge. Leider war das Wetter nicht so gut, es war meist bewölkt und neblig, sodass wir von der als großartig angepriesenen Aussicht nicht so viel hatten. Bei gutem Wetter kann man nämlich nicht nur die ganze Region überblicken, sondern hat auch eine tolle Aussicht auf die Insel Phu Quoc. Trotzdem war der Ausflug spannend: Oben auf dem Berg steht ein verlassenes Casino/Hotel, das auf eine bewegte Vergangenheit zurückblickt: Gebaut als Erholungsdomizil für die französischen Kolonialherren, die die kühleren Temperaturen im Gebirge genossen, wurde das Casino später einer der letzten Rückzugsort für die Roten Khmer, die sich auf dem Berg Gefechte mit den vietnamesischen Truppen lieferten. Heute ist das riesige Gebäude komplett leer und es herrschte auch aufgrund des dichten Nebels eine geisterhafte Stimmung. Neben dem Kasino besichtigten wir auch die Ruinen eines ehemaligen Sommerpalastes des Königs sowie einer katholischen Kirche. Lustig war unser Fahrer, der während der Zwischenstopps teilweise in einen Koma-ähnlichen Schlaf fiel und durch Klopfen an der Scheibe und Rütteln an der Tür von uns wieder aufgeweckt werden musste.

Nachmittags wurden wir zurück in die Stadt gebracht, wo um 16:30 ein Schiff ablegte, das uns ein bisschen den Fluss hinauf schipperte, wo wir baden und den Sonnenuntergang genießen konnten. Später konnten wir noch auf ein zweites Schiff wechseln, das uns zu den zahlreichen Glühwürmchen bringen sollte. Wir haben uns wirklich angestrengt und Löcher in die Nacht gestarrt, aber das eine Glühwürmchen, das wir schließlich glaubten, erspäht zu haben, war vielleicht doch eher Einbildung. Dafür war der Sternenhimmel wirklich schön!

Das war unsere sehr schöne Zeit in Kampot, am nächsten Morgen ging es mit dem Bus nach Phnom Penh.

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