Unsere nächste Station war die Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh. Diese lebendige Stadt voller Gegensätze hat es uns wirklich angetan und wir hatten zweieinhalb wirklich schöne Tage. Hier spürt man gleichzeitig die schwere Last der Vergangenheit des Landes und das Streben nach Modernisierung, das dieses junge Land mit einem Altersdurchschnitt von nur 21 Jahren antreibt.
Durch die Stadt fließen der Tonle-Sap-Fluss (dieser drainiert den gleichnamigen See) und der Mekong, die sich hier vereinigen. Nach unserer Ankunft schlenderten wir zunächst die breite Uferpromenade entlang, hier gibt es vor allem nachmittags und abends viel zu sehen: Neben den Touristen wird die Promenade auch von Kambodschanern ausgiebig genutzt, die hier spazieren gehen, sich auf Bänken unterhalten, ihre Hunde ausführen oder ganz fleißig sporteln: Es wird gejoggt, Fußball gespielt, die bereitstehenden Fitnessgeräte genutzt und vor allem an Open-Air-Aerobic- und -Tanzstunden teilgenommen. Das war natürlich wie immer ein wunderbarer Anblick. Besonders amüsiert hat uns eine Art Tanzkurs, der von einem etwas beleibten, bärtigen, wenig motiviert wirkenden Westler gegeben wurde und an dem vor allem ältere Kambodschanerinnen teilnahmen.
Später besichtigten wir noch Wat Phnom, ein Tempel, der auf einem künstlich aufgeschütteten 27 Meter hohen Hügel liegt (Phnom heißt übrigens Hügel). Hier wollten wir eigentlich den Sonnenuntergang genießen, aber der war leider vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Trotzdem genossen wir die Vorabendstimmung. Anschließend spazierten wir weiter zum Nachtmarkt, der uns aber nicht sonderlich beeindruckte – vielleicht haben wir einfach mittlerweile zu viele davon gesehen.
1.Tag: Tuol-Sleng-Genozid-Museum (S21) und Killing Fields
An diesem Tag wollten wir uns mit einem schwarzen Kapitel in der Geschichte Kambodschas beschäftigen – den Roten Khmer. Diese haben in nur etwa drei Jahren Schreckensherrschaft von 1975 bis 1978 das Land in Schutt und Asche verwandelt und schätzungsweise zwei von insgesamt sieben Millionen Kambodschanern das Leben geraubt. Die Aufarbeitung dieser schrecklichen Zeit verläuft nur zögerlich, die Wunden erscheinen noch sehr frisch.
Wir fuhren zuerst zum Tuol-Sleng-Genozid-Museum, einem ehemaligen Schulgelände, das die Roten Khmer in ein Sicherheitsgefängnis (S21) verwandelten, in dem ca. 20.000 Menschen inhaftiert waren, gefoltert wurden und ihr Leben verloren. Die Gräueltaten, die einem in den Gebäuden mittels eines sehr gut gemachten Audioguides und schrecklicher Fotos vermittelt werden, stehen in krassem Gegensatz zu dem friedlich wirkenden Innenhof mit Mangobäumen und ließen uns sehr betroffen zurück. Nur sieben Menschen haben den Horror dieses Gefängnisses überlebt, einer von ihnen unterhielt sich am Ausgang mit den Besuchern und verkaufte seine Autobiografie.
Anschließend besuchten wir Choeung Ek, das bekannteste der über 300 Killing Fields, Massengräber, in denen die Roten Khmer ihre Opfer verscharrten. Die meisten Insassen von Tuol Sleng wurden, nachdem ihre „Geständnisse“ aus ihnen herausgefoltert worden waren, nach Choeung Ek gebracht und dort ermordet. Noch immer werden bei Regen Skelettfragmente aus dem Boden gewaschen. Ein bedrückender Ort, wieder mit einem guten Audioguide, der dem Besucher den Horror sehr nahebringt. In einer gläsernen Gedenkstupa wurden über 5.000 Schädel und weitere Skelettteile gesammelt.
Das, was wir in Tuol Sleng und Choeung Ek gesehen haben, ließ uns betroffen und nachdenklich zurück. Aber es ist auch bezeichnend für dieses Land, was wir später am Abend erlebten: Im Park in der Nähe unseres Hotels gerieten wir in eine Menschenmasse, die zur lauten Musik eines DJs gemeinsam tanzte. Quasi eine Open-Air-Disko, aber alle tanzten die gleiche Choreographie. Die Stimmung war so fröhlich und ausgelassen! Wir setzten uns mit Popcorn und Getränken von den zahlreichen Ständen ins Gras und bestaunten das lebensfrohe Treiben lange Zeit.
2.Tag: Königspalast mit Silberpagode und Wat Ounalom
Bei einem Aufenthalt in Phnom Penh darf natürlich auch ein Besuch im Königspalast nicht fehlen! Also machten wir uns in aller Frühe auf den Weg, der glücklicherweise nicht so weit war – unser Hotel war quasi um die Ecke. Der Palast ist nur zum Teil zu besichtigen, da der König es nicht mag, wenn alle Touristen durch sein Schlafzimmer latschen. Sehr kleinlich, wie ich finde. Aber auch so war die Anlage sehr weitläufig und sehr hübsch – schöne Häuser im Khmer-Stil und natürlich Stupas! Ebenfalls auf dem Gelände und öffentlich zugänglich ist die Silberpagode, in der ein Jade-Buddha ähnlich dem im Königspalast in Bangkok beheimatet ist. Überhaupt wird gesagt, dass der Königspalast in Phnom Penh wie eine kleine Kopie desjenigen in Bangkok sei. Wir konnten eigentlich nicht zu viel Ähnlichkeit feststellen, aber vielleicht ist unser Besuch in Bangkok auch schon zu lange her.
Die Mittagshitze verbrachten wir auf der Dachterrasse unseres Hotels am Pool (der eher eine größere Badewanne war), erst nach 16 Uhr wagten wir uns wieder vor die Tür, um das Wat Ounalom, das buddhistische Zentrum des Landes, zu besichtigen. Wir erreichten den Tempel allerdings, als gerade ein Gottesdienst (heißt das im Buddhismus auch so?) stattfand. Das war aber sehr spannend, weil viele Gläubige auch außerhalb des eigentlichen Gebetsraums saßen und wir sie so ein bisschen beobachten konnten. Nach Ende der Veranstaltung konnten wir im Tempel noch die Aufräumarbeiten verfolgen und freundliche Khmer kamen immer wieder heran, um uns etwas über die Dinge zu erzählen, die wir gerade betrachteten.
Und dann war unsere Zeit in Phnom Penh leider auch schon wieder vorbei, am nächsten Tag ging es weiter nach Siem Reap – davon später mehr!
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