Auf dem Mekong nach Luang Prabang

Nach Chiang Mai, unserer letzten Station in Thailand, ging es weiter in Richtung Laos. Wir wollten bei Chiang Khong bzw. Huay Xai die Grenze überqueren und dann mit einem Schiff auf dem Mekong bis Luang Prabang fahren. Da das eine relativ verbreitete Backpacker-Route ist, wurden in Chiang Mai an jeder Ecke Touren verkauft, bei denen man sich um (fast) nichts mehr selbst kümmern muss. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für eine solche Tour, da uns das Sparpotenzial bei eigener Organisation nicht so groß erschien (und weil wir faul sind). Die Angebote in Chiang Mai lagen preislich zwischen 1600 und 1900 Baht pro Person, wobei kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern ersichtlich waren – die meisten konnten uns auch z.B. über das Hotel in Chiang Khong gar keine Auskunft geben. Letztendlich entschieden wir uns aus dem Bauch heraus für das Angebot eines überzeugend auftretenden Verkäufers in einem klimatisierten Tourismus-Büro (ich wäre am liebsten bei ihm sitzen geblieben).

Chiang Mai nach Chiang Khong

Am Dienstag, den 8. März ging es zunächst mit dem Minivan in Richtung Chiang Rai, dort machten wir eine Pause am Wat Rong Khun, dem weißen Tempel, der ein bisschen wie das thailändische Disneyland wirkt. Der Tempel, obwohl noch nicht einmal fertig gestellt, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, besonders für die Selfie-versessenen Chinesen. Man kann keinen Schritt tun, ohne in ein Foto zu laufen… Aber der völlig weiße Tempel mit den vielen kleinen Spiegeln und den großen Zierfischen gibt auch wirklich ein schönes Hintergrundmotiv ab. Anschließend ging es weiter nach Chiang Khong, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Laos. Dort wurden wir und die anderen 11 Reisenden aus unserem Minivan in einem eher bescheidenen Hotel einquartiert. Immerhin gab es einen Pool, so konnten wir noch ein bisschen in der Abendsonne planschen, bevor es Abendessen gab.

Die Grenzüberquerung nach Laos

Am nächsten Morgen wurden wir in unserem Bus zur 4. thailändisch-laotischen Freundschaftsbrücke gebracht, wo wir die Grenze zu Laos überquerten. Dazu mussten wir erst auf der thailändischen Seite aus Thailand „ausreisen“ und dann mit einem speziellen Bus, der 20 Baht pro Person kostet, die Brücke überqueren – es wäre ja zu einfach, die paar Meter zu laufen. (Nützliche Information für Reisende: Am Schalter für die Bustickets wird einem suggeriert, man müsse jetzt seine restlichen Baht gegen laotische Kip eintauschen, das ist aber nicht der Fall! Erstens kann man in Laos gut mit Baht bezahlen, und zweitens wird einem auf der laotischen Seite ein viel besserer Wechselkurs angeboten.) Auf der laotischen Seite mussten wir diverse Unterlagen ausfüllen und unseren Pass abgeben, den wir dann nach Zahlung von 30 Dollar pro Person mit einem wunderschönen nagelneuen Visum versehen an einem weiteren Schalter abholen konnten.

Fahrt mit dem Slow Boat von Huay Xai nach Pak Beng

Nach einer Wartezeit von 90 Minuten (wie üblich ohne jegliche Information) wurden wir mit einem Bus zum Bootsanleger von Huay Xai gefahren, wo man uns unsere Pässe abnahm, „um damit Tickets zu kaufen“. Ich glaube ja, dass sie das nur gemacht haben, um amüsiert zuzuschauen, wie sich ca. 100 Touristen bemühen, ihren Pass in einem großen Haufen wiederzufinden. Nach der großen Sucherei zockelten wir hinunter zum Boot, um festzustellen, dass es schon fast voll war. Dachten wir. Die Belegschaft war anderer Meinung und winkte uns fröhlich an Bord. Jeder musste brav seine Schuhe ausziehen und in einer Plastiktüte verstauen, dann sein Gepäck in den Maschinenraum bringen und durfte dann einen Platz suchen. Schon nach wenigen Minuten war das Boot hoffnungslos überfüllt. Wir saßen auf zwei ehemaligen Bussitzen, die im Eingang des Bootes standen. Jens, der schon gelesen hatte, dass die Bootsbetreiber versuchen, ihre Boote gefährlich zu überfüllen, um ja kein zweites Boot einsetzen zu müssen, versuchte, eine Meuterei anzuzetteln. Allerdings interessierte sich kaum ein anderer Tourist für sein Bemühen (und das Personal erst recht nicht) und so fuhren wir mit 140 Mann auf einem Boot, das eigentlich maximal 70 Leute befördern sollte, den Mekong hinunter.

Die wirklich wunderschöne Aussicht konnten wir aufgrund der Übervölkerung des Bootes an diesem ersten Tag nicht so richtig genießen. Auf halber Strecke gerieten wir dann auch tatsächlich fast in Seenot: An einer engen (und vermutlich weniger tiefen) Stelle des Mekong verlor der Kapitän irgendwie die Kontrolle über das Schiff und wir näherten uns gefährlich den Felsen am Ufer. Das Personal wurde zunehmend hektisch und schließlich sprang einer von ihnen in voller Montur ins Wasser, schwamm an Land und versuchte, das Schiff mit einem Seil aus dem Gefahrenbereich zu ziehen?! Immerhin kollidierten wir nicht mit den Felsen, sondern nur mit einer Fischerei-Konstruktion aus Bambus am Ufer. Nach mehreren Minuten hektischer Arbeit des Personals (uns hat natürlich niemand über irgendwas informiert) konnte der Motor wieder gestartet werden und wir fuhren ein paar Meter flussaufwärts, wo wir anlegten und die Crew ca. 20 Minuten an irgendetwas arbeitete (Reparatur? Ballast abwerfen? Wir wussten es nicht). Danach passierten wir die Engstelle unfallfrei und fuhren weiter… Das war vielleicht ein Erlebnis!

Der Rest der Fahrt verlief glücklicherweise ereignislos. Als wir in Pak Beng, einem kleinen Dorf am Mekong, anlegten, wurden wir sofort von Mitarbeitern der Hotels umringt, die ihre Zimmer anpriesen. Sogar die waren fassungslos darüber, wie voll das Boot geladen war…

Wir bezogen ein etwas heruntergekommenes Hotelzimmer nahe des Flusses, für das wir allerdings auch nur 70.000 Kip, knapp 8 Euro, zahlten. Die vier bis fünf Restaurants, die die Straße säumten, hatten allesamt exakt die gleiche Speisekarte (mit identischen Fehlern). Wir aßen zusammen mit Cara und Sabrina, die wir auf der Fahrt kennengelernt hatten, in einem Restaurant, das einen Mitarbeiter hatte, dessen einzige Aufgabe es zu sein schien, mit den Gästen gratis Bananenwhiskey-Shots zu bechern. Natürlich alle aus den gleichen fünf Schnapsgläsern!

Slow Boat von Pak Beng nach Luang Prabang

Am zweiten Tag machten sich die meisten Reisenden viel zu früh auf den Weg zum Ufer, um auch ja einen Platz zu bekommen. Wir lernten in unserem Hotel drei Iren kennen, die den ganzen gestrigen Tag im Maschinenraum verbringen mussten und dadurch reichlich traumatisiert erschienen. Die drei waren schon 90 Minuten vor der Abfahrt am Pier. Aber wir bekamen am zweiten Tag tatsächlich zwei Boote! Was für eine Freude, was für ein Luxus. Anscheinend hatten die Bootsbetreiber aus dem Vorfall am Vortag gelernt. Und so schipperten wir glücklich und gemütlich den Mekong entlang und konnten tatsächlich die Aussicht genießen: Zufrieden grasende oder im Wasser entspannende Wasserbüffel, spielende Kinder, Wäsche waschende Frauen, Fischer, atemberaubende Landschaften… Es war wirklich total schön. Kurz vor Luang Prabang fuhren wir auch an den Pak Ou-Höhlen vorbei, in denen hunderte „ausrangierter“ Buddha-Statuen stehen.

Kurz danach kamen wir in Luang Prabang an. Naja, fast – wir hatten schon davon gelesen, dass die Slow Boats neuerdings 10 km außerhalb der Stadt anlegen – ganz offensichtlich ist der einzige Grund, dass die Tuktuk-Fahrer an den Touristen verdienen. Zähneknirschend mussten wir die 20.000 Kip pro Person hinblättern, da sich die Fahrer nicht herunterhandeln ließen und weit und breit keine weiteren – unabhängigen – Tuktuks zu sehen waren.

 

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