Unsere Augen blicken nach links und rechts. Überall sehen sie dieses wunderschöne türkisblaue Wasser. Das Wasser sucht sich seinen Weg in die Tiefe und lässt uns als Beobachter beeindruckt zurück. Die Kuang Si Wasserfälle fließen über dutzende Höhenmeter und über viele Ebenen durch den grünen Dschungel bei Luang Prabang. Man sieht Kaskaden, Brücken, Bäume, und eben viel türkisfarbenes Wasser. Wir sind wieder einmal sehr glücklich, dass wir all dies erleben dürfen.
Aber zurück an den Anfang. Nach der aufregenden Slow Boat Fahrt über den Mekong sind wir im beschaulichen Luang Prabang angekommen. Eigentlich wollten wir nur 3 Nächte hierbleiben – aber die am Mekong gelegene, mit ihren 47.000 Einwohnern gut überschaubare Stadt sowie unser Hotel haben uns so gut gefallen, dass wir gleich noch eine Nacht drangehängt haben.
Am Donnerstagabend nach unserer Ankunft sind wir am Fluss entlanggelaufen, um den letzten Sonnenstrahlen des Tages beizuwohnen. Die vielen Restaurants lassen wir links liegen und gehen lieber zum Nachtmarkt, wo wir auch speisen und unsere Teller mit leckeren, vegetarischen Gerichten befüllen.
Tag 1 – Die Stadt Luang Prabang
Am nächsten Tag sind wir nach dem Frühstück mit Cara und Sabrina verabredet. Die beiden haben wir im Minibus nach Chiang Khong kennengelernt. Gemeinsam wollen wir heute die Stadt entdecken und wandern zunächst zum Palast. Dort angekommen stürmt uns schon der erste Tourist etwas verärgert mit „Closed!“ entgegen. Wir trauen der Lage nicht so ganz und laufen durch den kleinen Park und einmal um das Haus herum – überall sind die Türen und Fenster geschlossen. Seltsam! Im Park entdecken wir dann eine Gruppe von Damen, die gerade ihr Mittagessen aufbauen. Dort erklärt man uns, dass gerade Mittagpause ist. Ah, gut zu wissen. Die Informationspolitik ist wie überall leicht verbesserungswürdig. Ein kleines Schild mit den Öffnungszeiten bzw. der Mittagspause am Eingang hätte uns ja schon sehr geholfen. Aber gut – da die Wege nicht weit sind, laufen wir eben erst einmal zum Wat Xieng Thong. Hierbei handelt es sich um eine sehr schöne Tempelanlage, die sich durchaus von anderen Wats abhebt – sehr schön sind auch die derzeit rot blühenden Bäume auf dem Gelände. Toll anzusehen das alles!
Zurück geht es zum königlichen Palast. Hier residierte die Königsfamilie von Laos – bis sie 1975 abgesetzt und an einem anderen Ort unter Hausarrest gestellt wurde. Der Palast ist eher eine größere Villa – imposant ist ein großer Raum, der im feinsten rot erstrahlt. Auch die Schlafzimmer sind ungewöhnlich groß. Kann man ansehen – muss man aber nicht unbedingt gesehen haben.
Als wir wieder draußen sind, fällt uns auf, dass wir mehr oder weniger von einem Laoten mit einem Regenschirm verfolgt werden. Dieser war uns schon morgens am Fluss aufgefallen – aus weiterer Distanz näherte er sich den Mädels bis auf – ohne Übertreibung – zwei Meter, glotzte dann ungeniert etwas und entfernte sich dann wieder. Am Palast und noch einmal später haben wir ihn dann erneut erblickt und hatten das Gefühl, er verfolgt uns. Wir haben dann einfach beschlossen, ihn für einen unfähigen Agenten zu halten.
Zum Sonnenuntergang ging es dann auf den Mount Phousi. Dieser Berg bietet eine gute Aussicht auf den Fluss und so wird er zur Sonnenuntergangszeit von Touristen überrannt. Hier beobachteten wir, wie die Sonne erst orange und dann glühend rot wurde und schließlich schon weit über dem Horizont im Dunst (Staub?) versank. Zum Abschluss des Tages gab es diesmal erneut einen Teller vom Nachtmarkt – danach ging es früh ins Hotel.
Tag 2 – Der Wasserfall
Schon gestern hatten wir zu viert mit diversen Tuk-Tuk-Fahrern gesprochen und mit 140.000 Kip (also 35.000 pro Kopf) für eine Fahrt zu den Wasserfällen sowie 2,5 Stunden Aufenthalt einen guten Deal herausgeschlagen. Um 9 Uhr wurden wir am Hotel abgeholt und dann ging es auf eine 45 Minuten-Fahrt hinaus aufs Land. Vor Ort befindet sich neben den Wasserfällen auch ein Bärenpark, wo aus Gefangenschaft befreite Bären (sie werden vor allem zur Gewinnung von Bärengalle für traditionelle chinesische Arzneien qualvoll gehalten) einen schönen Lebensabend verbringen dürfen.. Hier verbrachten wir einige Zeit und bestaunten die vielen schwarzen Bären – wie sie miteinander spielten, im Wasser entspannten oder mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt waren.
Doch dann kam das eigentliche Highlight: der Wasserfall. Im Lonely Planet wird der Wasserfall als „skurril“ beschrieben – eine wirkliche Reiseempfehlung wird nicht ausgesprochen. Dabei ist dieser Ort so schön und sicherlich eines der Highlights unserer Reise. Wie oben beschrieben wanderten wir die Ebenen herauf und herunter und schossen diverse Selfies, um dann schließlich in eines der Becken zu springen. Hierfür hatten wir vorher extra unsere Badehosen mitgebracht und so schwammen wir an diesem Tag durch erfrischendes türkisfarbenes Wasser oder duschten in den Kaskaden – ein wahres Erlebnis! Wenn man über die Steine ins Wasser steigt, bekommt man übrigens ersteinmal einen kleinen Schreck. Etwas zuppelt und kitzelt an den Zehen – es sind kleine Fische, welche diese bearbeiten. So bekamen wir also auch noch gleich einen „Fish Spa“ dazu. Eine lustige Erfahrung!
Abends ging es dann noch einmal auf den Markt – hier trafen wir uns auf einen Feierabend-Drink und zusätzlich mit zwei Australiern, die seit zwei Jahren auf Weltreise sind und in 4 Wochen wieder in ihre Heimat zurückkehren. Es war sehr spannend, den Reise-Geschichten zu lauschen, zum Beispiel den Erlebnissen in Brasilien zur Zeit der Fußball-WM.
Tag 3 – Fahrrad fahren und Rumgammeln
Gestern haben wir diverse Reisebüros wegen der Weiterfahrt nach Vientiane abgeklappert und Preise erfragt. Diese erschienen uns alle etwas teuer und so haben wir entschieden, selbst zum Busbahnhof zu fahren, um dort Tickets zu kaufen. Mit dem ausgeliehenen Rad ging es die 4km zur Station und dort zahlten wir tatsächlich nur 100.000 Kip pro Person für einen „Localbus mit Air-Condition“ – damit also 30.000 bis 50.000 weniger als in diversen Reisebüros. Auf der Rückfahrt stoppten wir noch an einem Supermarkt (immer wieder spannend, dort die Klimaanlage zu genießen und bekannte oder unbekannte Produkte zu bestaunen. Es gibt hier zum Beispiel Ferrero Küsschen – die aber für 8 Euro die Packung verkauft werden). Auch eine Holzbrücke erkundeten wir noch, bevor wir zum Hotel zurückfuhren, weil es einfach zu heiß für sportliche Aktivitäten war. Nachmittags ging es dann zu viert in ein Café und dann gingen Julia und ich zu einem BBQ-Restaurant am Fluss. Hier hatte jeder auf seinem Tisch einen Kohle-Grill stehen – auf diesem wird eine Art Topf mit einer Aufwölbung gestellt. In der Mitte wird dann das Fleisch vom Buffet gebrutzelt und unten werden der Sud aufgefangen bzw. Gemüse und Nudeln gekocht. Das Ganze war eine spannende Erfahrung – schön, dass wir das mal ausprobiert haben. Danach gab es noch einen letzten Umtrunk am Markt mit den beiden Mädels. Es ist immer wieder schön, temporäre Reisegefährten zu haben und wir hatten schöne Tage mit den beiden in und um Luang Prabang!
Geschichten aus Luang Prabang
Luang Prabang ist wirklich eine schöne Stadt und definitiv eine der schönsten Stationen auf unserer Reise. Hier gab es außerdem ein richtiges Kleines-Dorf-Gefühl. Immer wieder begegneten wir in den 4 Tagen anderen Passagieren von unserer Mekong-Reise. Wir sind auch immer zum gleichen Stand am Markt, bei dem wir uns je nach Lust und Tageszeit mal einen Eiskaffee, einen Lemon-Mint-Soda oder einen Passionsfrucht-Ananas-Bananen-Shake geholt haben. Die Laotin am Stand hat sich immer gefreut, uns zu sehen. Einmal hatten wir nur noch 10.000 Kip und daher nur ein Getränk bestellt – auf einmal kam sie lächelnd mit zwei Getränken an („Free! Free!“). Voll Süß!
Total freundlich waren auch die Menschen bei unserem Hotel – dem Singharat Guest House – immer wieder wurden wir mit Säften oder Obst überrascht. Einmal war unsere abgegebene Wäsche am nächsten Tag nicht fertig. Auch am übernächsten Tag war sie nicht fertig. Das Problem: Es war 22 Uhr und um nächsten Morgen um 8 Uhr mussten wir zum Bus aufbrechen – wir wollten also sichergehen, dass die Wäsche definitiv dann zurück ist. Leider verstand man uns nicht so recht. Uns hätte ein Anruf bei der Wäscherei mit der Info, dass die Wäsche dort ist und man sie morgens abholt, gereicht. Jedoch wurden auf einmal diverse Schlafende geweckt und als wir im Hotelzimmer waren, klopfte auf einmal jemand mit unserer Wäsche. Ein bereits schlafender Laote ist besoffen aufs Moped gestiegen, um unsere Wäsche zu holen – er hatte sie dort vergessen. Ohjee! Das wäre nun nicht nötig gewesen – aber der Grad der Verständigung ist halt manchmal nicht so hoch. Aber dieser Einsatz und die Gastfreundschaft dafür um so mehr.
Zum Schluss noch ein Schock am letzten Tag. Wir gehen abends gutgelaunt und über die schönen Tage redend zum Hotel zurück. Auf einmal sehen wir Menschentrauben, die links und rechts der Straße stehen. Mitten auf der Straße steht ein Polizeiauto, außerdem liegt ein Mensch unter einem weißen Tuch. Oh nein! Geschockt laufen wir weiter zum Hotel und sprechen am nächsten Morgen den Hotelangestellten darauf an. Der meint nur lapidar: „Don´t worry – that happens every day!“. Er wiederholt nochmal: „Kein Grund zur Aufregung!“. Auch das ist Asien. Es gibt viele Menschen hier. An diesem Abend leider einen jungen Laoten weniger.
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