Yangon

Trotz krabbelnder Mitbewohner hatten wir eine angenehme erste Nacht in Myanmar. Da unsere elektronischen Geräte von den vielen Zeitzonenwechseln völlig verwirrt sind, wussten wir gar nicht, wie spät es nun eigentlich war. Nicht mal Google konnten wir fragen, da das WLAN praktisch nicht zu gebrauchen war. Zum Glück gab es noch Frühstück, und nach einigem Hin und Her bekam ich sogar eine leckere burmesische Suppe mit mir unbekannten Zutaten anstelle von Toast und Marmelade.

Gestärkt machten wir uns auf die Suche nach einer Wäscherei, die leider erfolglos blieb (die einzige Wäscherei, die wir fanden, hätte drei Tage benötigt). Wäsche waschen ist leider in Yangon sehr viel teurer als in Bangkok – hier bezahlt man pro Kleidungstück (in unserem Hotel für ein Shirt z.B. ca. 50 Cent und für eine Hose einen Euro) und in Bangkok kostete ein Kilo Wäsche ca. einen Euro.

Danach ging es los mit Sightseeing: Zuerst besuchten wir den Bogyoke Aung San Markt, auf dem vor allem Stoffe, aber auch viele Haushalts- und Handwerkswaren verkauft wurden. Im Obergeschoss der Markthalle verarbeiteten dutzende Näherinnen den gehandelten Stoff.

Danach gingen wir zur nahegelegenen Sule Pagode, einer alten Pagode mitten auf einem Kreisverkehr. Da der Verkehr in Yangon echt atemberaubend aufregend ist (die Hupe ist das wichtigste Autoteil und wer bremst, verliert), ist allein der Weg dorthin schon ein ziemliches Abenteuer. Doch es lohnt sich: Das alte Gebäude mit der goldenen Kuppel ist wirklich sehr schön und prächtig. Wir sahen viele Gläubige, unter anderem fand eine Art Religionsunterricht statt, wie uns ein freundlicher junger Mann erklärte, der mit uns über Goethe und Schopenhauer sprechen wollte und von seiner Arbeit als Lehrer in einem Waisenhaus erzählte. Wir führten ein nettes Gespräch, bis er schließlich sein eigentliches Anliegen offenbarte: Er wollte Geld von uns – für die Versorgung seiner Waisenkinder… Das hat mich irgendwie echt sauer gemacht, weil ich langsam den Eindruck gewinne, dass jeder, der uns freundlich anspricht, uns nur auf irgendeine Weise das Geld aus der Tasche ziehen möchte. Man wird so misstrauisch.

Anschließend bummelten wir ein bisschen durch die Gassen Yangons und beobachteten die Menschen. Uns fiel auf, dass die meisten jungen Paare im Partnerlook unterwegs waren, viele trugen dabei auch noch riesige Stofftiere mit sich herum. Stimmt, es war ja Valentinstag! Hier scheint das ein echter Feiertag zu sein. Die Pärchen mit identischen oder aufeinander abgestimmten Klamotten waren jedenfalls echt witzig, und zufälligerweise hatten Jens und ich auch die gleiche Schlabberhose aus Bangkok an!

Nachmittags fuhren wir mit dem Taxi zur Wizara Pagode. Die goldene Kuppel dieser Pagode ist begehbar und im Stil eines Waldes dekoriert. Das Dach der Kuppel ist wie ein Sternenhimmel gestaltet, inklusive Lämpchen als Sternenlicht. Hier konnten wir ein bisschen rasten und die Eindrücke sacken lassen. Überhaupt werden religiöse Stätten hier anscheinend gerne für alles Mögliche benutzt – hier hält einer ein Mittagsschläfchen, dort wird gevespert, Zeitung gelesen oder ein Film auf dem Smartphone geschaut.

Als krönender Abschluss besuchten wir die Shwedagon-Pagode, eine riesige Anlage bestehend aus ca. 70 kleineren und einer riesigen goldenen Kuppel – DIE Sehenswürdigkeit Myanmars. Wir verbrachten hier fast vier wunderschöne Stunden. Es ist wirklich nicht möglich, in Worte zu fassen, wie unglaublich schön diese Anlage ist. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll… Allein mit der Besichtigung waren wir bestimmt zwei Stunden beschäftigt, aber die anderen zwei Stunden haben wir nur geschaut. Touristen beobachtet, Einheimische bei religiösen Ritualen, Mönche… Es gab so viel zu sehen. Als es dunkel wurde, wurden rund um die Hauptkuppel Kerzen entzündet. Wir fanden heraus, dass es sich um 1000 Kerzen handelte, die eine junge Frau anlässlich ihres Geburtstags gespendet hatte und nun mit ihrer Schwester anzündete. Wir halfen ihr eine ganze Zeit dabei, das war wirklich etwas ganz Besonderes.

Nach dieser tollen Erfahrung fuhren wir in das Viertel Little India und aßen in einer Straße, die für ihre guten Barbecue-Restaurants bekannt ist (19th Street). Es war rappelvoll dort, Touristen und Einheimische waren gleichermaßen vertreten.

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