Wieder daheim

Wieder daheim

Das war es also. Unsere Reise durch 7 Länder ist nach 10 Wochen vorbei und wir haben vieles gesehen, vieles entdeckt, vieles gelernt und vieles erlebt. Wir haben wunderschöne Landschaften gesehen, so viel Leckeres gegessen, in fremde Kochtöpfe geschaut, die oft sehr bewegende Geschichte der Länder kennengelernt. Viele Menschen haben uns ihre Türen und Herzen geöffnet und von ihrem Weg erzählt.

Wir haben auf unserem Weg viel Armut, aber auch viel Reichtum gesehen. Wir haben gesehen, wie glücklich wir uns im Westen schätzen können – per Zufall in einem Teil der Welt geboren zu sein, in dem man genug zu Essen, finanzielle Hilfen bei Problemen, fließend Wasser, eine funktionierende Kanalisation und Müllabfuhr, Rechtsstaat, Pressefreiheit und Datenschutz sowie eine vergleichsweise gut funktionierende Verwaltung hat. Wie gut es auch ist, dass wir in einem Teil der Welt leben, in dem die Unterschiede zwischen den 1% und den 99% (noch) nicht ganz so groß sind.

Die Reise hat uns wieder ins Bewusstsein gerückt, wie privilegiert wir doch sind. Wir haben so viele Menschen getroffen, die es nicht mal in die Hauptstadt des Landes, ja vielleicht nicht einmal in die nächstgrößere Stadt schaffen in ihrem ganzen Leben, für die Reisen in ferne Länder ewig währende Träume bleiben. Zwei Tage lang sind wir in Myanmar gewandert – mit einem Menschen aus einem Dorf, in dem es eben noch kein fließend Wasser gibt, man zum Toilettengang in ein kleines Häuschen geht und das Wasser zum Trinken vom Brunnen im Nachbardorf geholt wird. Es fällt nun viel schwerer, das zu vergessen und man wünscht sich, dass alle Gegner von Menschen- und Nächstenliebe einmal 2 Wochen in solchen Regionen verbringen. Um zu sehen, wie Menschen woanders leben und wie herzlich Menschen doch überall auf der Welt sind. Man hat uns so herzlich in fremden Tempeln, Moscheen und Kirchen empfangen, man hat uns gegrüsst, zugewunken und von Herzen kommendes Lächeln geschenkt. Und ja – das akute Thema der Flüchtlinge war auch auf unserer Reise Thema. Immer wieder wurden wir von anderen Reisenden angesprochen – wie das so wäre mit den Flüchtlingen. Deutschland wurde meistens gelobt für das, was passiert. Dafür, dass unsere Kanzlerin viel Nächstenliebe zeigt und dass wir auf einem schweren und doch so richtigen Weg sind.

10 Wochen klangen am Anfang so viel. Kennt ihr das Gefühl, wie schnell ein 2- oder 3-Wochen-Urlaub vorbeigeht? Wenn man nach der Hälfte schon das Gefühl hat, dass nun die letzten Tage kommen und man eigentlich noch länger in der Ferne bleiben möchte? Wir hatten nach 5 Wochen das Gefühl, dass wir noch soviel Zeit haben und nach den 10 Wochen nun auch das Gefühl, dass es okay ist, wieder nach Hause zu fahren (ehrlich gesagt können wir uns nun weniger vorstellen, für ein oder mehrere Jahre durch die Welt zu reisen – auch ein befreiendes Gefühl).

Unsere Reiseroute hätten wir im Nachhinein lieber etwas abgewandelt. Am Ende – wenn die Puste schon etwas raus ist – erst durch Angkor Wat und dann durch Kuala Lumpur & Singapur zu spazieren, war schon anstrengend. Vor allem, weil wir davor ja relativ tiefentspannt waren. So war es jetzt auch Okay – aber beim nächsten Mal würden wir den Strandurlaub lieber nach hinten verlegen. Eine mögliche Route wäre vielleicht ein Flug nach Yangon, zwei Wochen in Myanmar, dann weiter nach Kambodscha, Halbzeit am Strand in Phu Quoc, Vietnam nach Oben reisen, durch Laos und Kambodscha und dann durch Thailand inkl. Bangkok und am Ende auf einer Insel dort relaxen. Singapur und Kuala Lumpur lohnen sich für zwei Nächte – das ist aber schon grenzwertig und etwas anstrengend. Die beiden Städte könnte man spontan je nach Lust & Laune oder Flugangeboten einplanen und z.B. von Bangkok, Siem Reap oder Ho-Chi-Minh-City (von diesen Städten gibt es mehr Flüge!) dort hinfliegen.

Julia und ich haben auch dazu gelernt. Gelassenheit vor allem. Der Bus kommt nicht, er kommt zu spät, er fährt anders, als man es vermutet. Irgendwie kommt man immer ans Ziel und viel Planung wäre am Anfang gar nicht notwendig gewesen. Man muss auch nicht immer alles verstehen, was passiert. Eine schöne Erfahrung war es auch, andere Reisende auf dem Weg kennenzulernen und mit ihnen einen Teil des Weges zu reisen. Wir haben neue Freunde in Bristol, Luzern, Buenos Aires, Montreal, Connecticut oder München gewonnen.

Wir haben auf Schiffen den Ayeyarwady in Myanmar und den Mekong in Laos befahren, wir sind auf einem Boot zum Sonnenaufgang über den Inle Lake geschippert. Wir haben in Bussen den einen oder anderen Überholvorgang überlebt und Landschaften an uns vorbei ziehen gesehen, Flugzeuge haben uns sicher in ferne Länder gebracht, wir sind stundenlang in oder mit Tuk-Tuks, Taxis, Motor-Taxis, Mopeds, E-Scootern, Kutschen und Fahrrädern durch die Gegend gefahren, wir sind 2 Tage durch glühende Hitze gewandert und sind in den 70 Tagen je Person etwa 1.000.000 Schritte gelaufen (danke fürs Mitzählen, Fitbit!).

Zu den schönsten Orte unserer Reise gehören einige Großstädte: das dynamisch-wachsende Phnom-Penh, die eher beschauliche Hauptstadt Vientiane, das Essens-Paradies Bangkok und am Ende Kuala Lumpur. Besonders gut hat es uns in Kleinstädten gefallen – in Chiang Mai im Norden von Thailand, im beschaulichen Luang Prabang, im schön beleuchtenden Hoi An (trotz des miesen Wetters) oder in Kampot. Kulturell besonders faszinierend waren Bagan & Angkor Wat und landschaftlich wunderschön die Halong-Bucht in Cat Ba. Traumhaft war schließlich der Strand-Aufenthalt auf der Insel Phu Quoc.

Julia und ich haben überlegt, ob wir die besuchten Länder mit genau einem Wort beschreiben können – mit einem Attribut, welches es für uns persönlich ausgezeichnet hat. Myanmar war Abenteuer, Thailand steht für Essen, Laos eher für Gemütlichkeit, Vietnam für die bezaubernde Landschaft, Kambodscha für Menschen, Singapur für Fortschritt und Kuala Lumpur für den schönen Infinity-Pool, den wir dort im Hotel hatten 🙂

Wir sind dankbar, dass wir das alles erleben durften. Dankbar auch dafür, dass wir keine großen Probleme hatten. Nun sind wir wieder daheim und der Alltag hat uns bald wieder. Diesen Blog werden wir offen halten – als Quelle für andere Reisenden und natürlich, damit wir hin und wieder in den Erinnerungen schwelgen können.

Danke dafür, dass ihr Teil unserer Reise gewesen seid!

Fazit: Thailand

Fazit: Thailand

Vielseitiges Thailand

Mit unserer Abreise nach Laos ist nun die Zeit für ein Fazit zu Thailand gekommen. Irgendwie fällt uns ein solches Fazit schwer – wir haben trotz etwa 14 Tagen hier das Gefühl, das Land nicht richtig kennengelernt zu haben. Dabei haben wir Bangkok (am Anfang), dann Ayuthaya, Sukhothai, Pai und am Schluss Chiang Mai besucht. Natürlich war uns bewusst, dass die Zeit nicht ausreicht, um ganz Thailand zu entdecken. Aber irgendwie haben wir im Gegensatz zu Myanmar mehr das Gefühl, dass wir gerne mehr gesehen hätte. Wir hätten gerne eine Insel kennengelernt (das haben wir aber aus Zeit- und Kostengründen bewusst auf ein anderes Urlaub verschoben) und wir hätten gerne eine touristenlosere Stadt (z.b. im Nordosten des Landes) kennengelernt – denn in den besuchten Städten wird man von anderen Backpackern erschlagen.

Trotzdem haben wir viele schöne Städte gesehen. In den alten Königsstädten Ayuthaya und Sukhothai konnten wir sehr schön mit dem Rad durch die historischen Parks fahren, in Pai haben wir mit dem Moped die bergige Umgebung kennengelernt und in Chiang Mai sind wir durch die schöne Altstadt gelaufen. Alle Städte hatten ihren Reiz und waren doch recht unterschiedlich.

Essen und Nachtmärkte

Auch das am Anfang besuchte Bangkok fanden wir super. Wir wurden erschlagen von diesem Moloch – von seiner Lebendigkeit, vom Gewusel seiner Menschen und der Liebe zum Essen. 500.000 Straßenküchen und Restaurants soll es hier geben – sooo viele und so günstig, dass niemand mehr selbst daheim kocht. Wie toll das ist! Diese Straßenküchen haben wir auch danach in jeder weiteren, besuchten Stadt angetroffen und lieben gelernt. Hier ein Chicken-Spieß, hier ein Pad Thai, dort ein frisch gemachter Früchte-Smoothie und hier ein leckerer Eis-Kaffee. Unsere Reise durch Thailand war auch eine Reise durch die Straßenküchen des Landes. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir Backpacker-Restaurants vermieden und lieber dort gegessen, wo auch die Einheimischen gegessen haben. Die Qualität war meist sehr gut und wir haben das Essen relativ problemlos vertragen. Außerdem war das Essen oft um einiges günstiger als in Myanmar – wir haben oft für 30-40 Baht pro Portion gegessen – das sind umgerechnet nur etwa 1€.

Toll sind natürlich auch die Nachtmärkte. In fast jeder Stadt haben wir welche besucht. Abseits vom Essen gibt es hier viele selbstgemachte Produkte sowie viele andere spannende Dinge zu entdecken. Es ist interessant, wie hier aus dem Nichts auf den Straßen Zelte aufgebaut werden und diese temporären Märkte entstehen.

Menschen und Infrastruktur

Uns ist aufgefallen, dass die Thailänder sicherlich routinierter im Umgang mit Touristen sind. Natürlich sind die Menschen freundlich und das berühmte asiatische Lächeln fehlt auch hier nicht – aber wir hatten nicht diese superherzlichen Begegnungen wie in Myanmar. Man hat auch den Eindruck, dass es den Menschen hier deutlich besser geht als in Myanmar. Die Menschen sind wohlgenährter, sie tragen mehr westliche Kleidung und wir wurden auch nicht so aggressiv angesprochen bezüglich von uns zu erwerbenden Souvenirs.

Die Fortbewegung war überhaupt kein Problem. Wir konnten in jeder Stadt meist zwischen mehreren Optionen wählen. Schön war die Zugfahrt nach Ayuthaya, auch die kurvige Minibus-Fahrt nach Pai sowie die restlichen Busfahrten durchs Land waren kein Problem und die Tickets hierfür einfach zu erhalten. In jeder der besuchten Städte gibt es zahlreiche Touristenbüros, die mehr oder weniger die gleichen Busfahrten für relativ ähnliche Preise verkaufen. Im Nachhinein hätten wir die Karten vielleicht direkt bei den öffentlichen Ticketschaltern holen können oder öfters einen lokalen Bus probieren können. Aber so war es auch okay.

Fazit

Thailand ist sehr vielseitig und es bietet jede Menge Kultur – für jeden Urlaubertyp und Geldbeutel ist etwas dabei. Das was wir gesehen haben, war sehr schön und hat uns einen kleinen Eindruck von der Vielfalt Thailands gegeben. Besonders schön waren auch die unverhofften Erlebnisse, z.B. der Kitsch und die liebenswerte Verrücktheit im Disneyland Wat. Für uns das Highlight waren die Straßenküchen und öfters haben wir uns darüber unterhalten, wie schön das wäre, wenn es sowas in Deutschland gäbe. Man geht auf die Straße und neben dem Frucht-Smoothie-Imbiss steht ein Imbiss, der Hähnchen-Spieße verkauft. Ohne allzu strenge, bürokratische Auflagen und auch, wenn er mal 20cm über den Bürgersteig hinausragt – aber dafür mit leckerem Essen und einem Talent zum Kochen.

Auf dem Mekong nach Luang Prabang

Nach Chiang Mai, unserer letzten Station in Thailand, ging es weiter in Richtung Laos. Wir wollten bei Chiang Khong bzw. Huay Xai die Grenze überqueren und dann mit einem Schiff auf dem Mekong bis Luang Prabang fahren. Da das eine relativ verbreitete Backpacker-Route ist, wurden in Chiang Mai an jeder Ecke Touren verkauft, bei denen man sich um (fast) nichts mehr selbst kümmern muss. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für eine solche Tour, da uns das Sparpotenzial bei eigener Organisation nicht so groß erschien (und weil wir faul sind). Die Angebote in Chiang Mai lagen preislich zwischen 1600 und 1900 Baht pro Person, wobei kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern ersichtlich waren – die meisten konnten uns auch z.B. über das Hotel in Chiang Khong gar keine Auskunft geben. Letztendlich entschieden wir uns aus dem Bauch heraus für das Angebot eines überzeugend auftretenden Verkäufers in einem klimatisierten Tourismus-Büro (ich wäre am liebsten bei ihm sitzen geblieben).

Chiang Mai nach Chiang Khong

Am Dienstag, den 8. März ging es zunächst mit dem Minivan in Richtung Chiang Rai, dort machten wir eine Pause am Wat Rong Khun, dem weißen Tempel, der ein bisschen wie das thailändische Disneyland wirkt. Der Tempel, obwohl noch nicht einmal fertig gestellt, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, besonders für die Selfie-versessenen Chinesen. Man kann keinen Schritt tun, ohne in ein Foto zu laufen… Aber der völlig weiße Tempel mit den vielen kleinen Spiegeln und den großen Zierfischen gibt auch wirklich ein schönes Hintergrundmotiv ab. Anschließend ging es weiter nach Chiang Khong, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Laos. Dort wurden wir und die anderen 11 Reisenden aus unserem Minivan in einem eher bescheidenen Hotel einquartiert. Immerhin gab es einen Pool, so konnten wir noch ein bisschen in der Abendsonne planschen, bevor es Abendessen gab.

Die Grenzüberquerung nach Laos

Am nächsten Morgen wurden wir in unserem Bus zur 4. thailändisch-laotischen Freundschaftsbrücke gebracht, wo wir die Grenze zu Laos überquerten. Dazu mussten wir erst auf der thailändischen Seite aus Thailand „ausreisen“ und dann mit einem speziellen Bus, der 20 Baht pro Person kostet, die Brücke überqueren – es wäre ja zu einfach, die paar Meter zu laufen. (Nützliche Information für Reisende: Am Schalter für die Bustickets wird einem suggeriert, man müsse jetzt seine restlichen Baht gegen laotische Kip eintauschen, das ist aber nicht der Fall! Erstens kann man in Laos gut mit Baht bezahlen, und zweitens wird einem auf der laotischen Seite ein viel besserer Wechselkurs angeboten.) Auf der laotischen Seite mussten wir diverse Unterlagen ausfüllen und unseren Pass abgeben, den wir dann nach Zahlung von 30 Dollar pro Person mit einem wunderschönen nagelneuen Visum versehen an einem weiteren Schalter abholen konnten.

Fahrt mit dem Slow Boat von Huay Xai nach Pak Beng

Nach einer Wartezeit von 90 Minuten (wie üblich ohne jegliche Information) wurden wir mit einem Bus zum Bootsanleger von Huay Xai gefahren, wo man uns unsere Pässe abnahm, „um damit Tickets zu kaufen“. Ich glaube ja, dass sie das nur gemacht haben, um amüsiert zuzuschauen, wie sich ca. 100 Touristen bemühen, ihren Pass in einem großen Haufen wiederzufinden. Nach der großen Sucherei zockelten wir hinunter zum Boot, um festzustellen, dass es schon fast voll war. Dachten wir. Die Belegschaft war anderer Meinung und winkte uns fröhlich an Bord. Jeder musste brav seine Schuhe ausziehen und in einer Plastiktüte verstauen, dann sein Gepäck in den Maschinenraum bringen und durfte dann einen Platz suchen. Schon nach wenigen Minuten war das Boot hoffnungslos überfüllt. Wir saßen auf zwei ehemaligen Bussitzen, die im Eingang des Bootes standen. Jens, der schon gelesen hatte, dass die Bootsbetreiber versuchen, ihre Boote gefährlich zu überfüllen, um ja kein zweites Boot einsetzen zu müssen, versuchte, eine Meuterei anzuzetteln. Allerdings interessierte sich kaum ein anderer Tourist für sein Bemühen (und das Personal erst recht nicht) und so fuhren wir mit 140 Mann auf einem Boot, das eigentlich maximal 70 Leute befördern sollte, den Mekong hinunter.

Die wirklich wunderschöne Aussicht konnten wir aufgrund der Übervölkerung des Bootes an diesem ersten Tag nicht so richtig genießen. Auf halber Strecke gerieten wir dann auch tatsächlich fast in Seenot: An einer engen (und vermutlich weniger tiefen) Stelle des Mekong verlor der Kapitän irgendwie die Kontrolle über das Schiff und wir näherten uns gefährlich den Felsen am Ufer. Das Personal wurde zunehmend hektisch und schließlich sprang einer von ihnen in voller Montur ins Wasser, schwamm an Land und versuchte, das Schiff mit einem Seil aus dem Gefahrenbereich zu ziehen?! Immerhin kollidierten wir nicht mit den Felsen, sondern nur mit einer Fischerei-Konstruktion aus Bambus am Ufer. Nach mehreren Minuten hektischer Arbeit des Personals (uns hat natürlich niemand über irgendwas informiert) konnte der Motor wieder gestartet werden und wir fuhren ein paar Meter flussaufwärts, wo wir anlegten und die Crew ca. 20 Minuten an irgendetwas arbeitete (Reparatur? Ballast abwerfen? Wir wussten es nicht). Danach passierten wir die Engstelle unfallfrei und fuhren weiter… Das war vielleicht ein Erlebnis!

Der Rest der Fahrt verlief glücklicherweise ereignislos. Als wir in Pak Beng, einem kleinen Dorf am Mekong, anlegten, wurden wir sofort von Mitarbeitern der Hotels umringt, die ihre Zimmer anpriesen. Sogar die waren fassungslos darüber, wie voll das Boot geladen war…

Wir bezogen ein etwas heruntergekommenes Hotelzimmer nahe des Flusses, für das wir allerdings auch nur 70.000 Kip, knapp 8 Euro, zahlten. Die vier bis fünf Restaurants, die die Straße säumten, hatten allesamt exakt die gleiche Speisekarte (mit identischen Fehlern). Wir aßen zusammen mit Cara und Sabrina, die wir auf der Fahrt kennengelernt hatten, in einem Restaurant, das einen Mitarbeiter hatte, dessen einzige Aufgabe es zu sein schien, mit den Gästen gratis Bananenwhiskey-Shots zu bechern. Natürlich alle aus den gleichen fünf Schnapsgläsern!

Slow Boat von Pak Beng nach Luang Prabang

Am zweiten Tag machten sich die meisten Reisenden viel zu früh auf den Weg zum Ufer, um auch ja einen Platz zu bekommen. Wir lernten in unserem Hotel drei Iren kennen, die den ganzen gestrigen Tag im Maschinenraum verbringen mussten und dadurch reichlich traumatisiert erschienen. Die drei waren schon 90 Minuten vor der Abfahrt am Pier. Aber wir bekamen am zweiten Tag tatsächlich zwei Boote! Was für eine Freude, was für ein Luxus. Anscheinend hatten die Bootsbetreiber aus dem Vorfall am Vortag gelernt. Und so schipperten wir glücklich und gemütlich den Mekong entlang und konnten tatsächlich die Aussicht genießen: Zufrieden grasende oder im Wasser entspannende Wasserbüffel, spielende Kinder, Wäsche waschende Frauen, Fischer, atemberaubende Landschaften… Es war wirklich total schön. Kurz vor Luang Prabang fuhren wir auch an den Pak Ou-Höhlen vorbei, in denen hunderte „ausrangierter“ Buddha-Statuen stehen.

Kurz danach kamen wir in Luang Prabang an. Naja, fast – wir hatten schon davon gelesen, dass die Slow Boats neuerdings 10 km außerhalb der Stadt anlegen – ganz offensichtlich ist der einzige Grund, dass die Tuktuk-Fahrer an den Touristen verdienen. Zähneknirschend mussten wir die 20.000 Kip pro Person hinblättern, da sich die Fahrer nicht herunterhandeln ließen und weit und breit keine weiteren – unabhängigen – Tuktuks zu sehen waren.

 

Chiang Mai

Morgen verlassen wir die quirlige Stadt Chiang Mai im Norden von Thailand. Mit 200.000 Einwohnern hat sich diese zu einem Zentrum im Norden entwickelt – neben den Einheimischen besuchen viele Backpacker und Pauschaltouristen die Stadt.

Nachtmärkte

Am Samstag sind wir mit dem Minibus aus Pai abends in Chiang Mai angekommen. Den Tag in Pai hatten wir noch im bzw. am Pool verbracht und uns von dem „kranken Touristen“ verabschiedet (dem es mittlerweile schon besser geht – er wurde von einem Freund mit dem Auto abgeholt, um ihn in ein besseres Krankenhaus im Süden von Thailand zu bringen). Wie sich bei unserer Ankunft in Chiang Mai herausstellte, sind samstags und sonntags die größten Nachtmärkte der Stadt. Daher sind wir nach unserer Ankunft gleich zur „Saturday Walking Street“ und am Sonntag haben wir einen großen Teil unserer Zeit auf der  „Sunday Walking Street“ verbracht. Noch einmal als Erklärung: Bei diesen Märkten werden die Straße sowie zum Teil umliegende Querstraßen für den Verkehr gesperrt und links und rechts Stände aller Art aufgebaut. Die Märkte finden meist von 16-22 Uhr statt – daher nennt man sie Nachtmärkte. Die Märkte in Chiang Mai waren wirklich sehr groß und es gab alles mögliche – die Stände sind dabei recht abwechslungsreich und man findet Essen, Getränke, Souvenirs oder kreative Handwerke. Dazu gibt es Massagestände, bei denen man sich für ein paar Baht eine Stunde lang massieren lassen kann. Irritierenderweise gibt es auch viele blinde Sänger oder Bands, die auf der Straße Spenden sammeln.

Leider war es auf den Märkten sehr voll, so dass es besonders am Sonntag irgendwann nervig wurde, sich durch die Menschenmassen an den Ständen vorbei zu bewegen. Aber wie immer ist es sehr schön, durch die Gänge zu gehen und hier und dort leckere Dinge zu essen oder trinken. Besonders toll waren diesmal ein Pad Thai sowie frittiertes Chicken.

Von den Märkten abgesehen haben wir uns einige Wats (Tempel) angesehen und mit zwei Mönchen gesprochen. Bei einem Wat gibt es den „Chat with Monks“ – bei dem man Mönchen Fragen stellen kann und diese in einem Gespräch mit Ausländern ihr Englisch trainieren. Eigentlich wollten wir weiter gehen – doch dann sahen wir auf einem Schild die Worte „Don´t just look and walk away – please talk to us“. So setzten wir uns zu den Mönchen und wechselten einige Worte mit Ihnen. Allerdings machten diese eher den Eindruck, dass sie ihre Ruhe haben wollten. Schon beim Hinsetzen schienen sie nicht sonderlich begeistert und so brachen wir nach einigen gestellten Fragen wieder auf.

Selber kochen

Heute wartete schließlich ein Highlight unserer Reise auf uns. Chiang Mai ist sehr touristisch und es gibt Aktivitäten für jeden Geschmack und Geldbeutel. Man kann auf Elefanten reiten, sich an Seilen entlang hangeln, in einem Schlauchboot fahren, Mountainbike-Touren machen, Tagesausflüge in die Umgebung buchen – oder bei einem Kochkurs lernen, wie man thailändisch kocht. Auf letzteres hatten wir uns schon in Deutschland gefreut und daher heute einen Kurs gebucht. Mit einem Minibus wurden wir morgens abgeholt und nach einem Zwischenstopp auf einem Markt zu einer Farm außerhalb der Stadt gefahren. Mit acht anderen Teilnehmern kochten wir 5 leckere Gerichte. Wir machten unsere eigene Currypaste (gelb bzw. rot), ein dazugehöriges Curry, eine leckere Suppe, außerdem Pad Thai (was wir schon in Deutschland gerne gekocht und gegessen haben), Chicken mit Basilikumblättern bzw. süß-saurer Soße sowie Mango mit Klebereis bzw. Bananen-Kokosmilch. Die jeweiligen Schritte wurden immer vorgeführt, danach haben wir die bereits auf einem Tablett vorbereiteten Zutaten noch geschnitten und dann in der richtigen Reihenfolge in den Wok bzw. Topf geworfen. Dazu wurde uns erklärt, auf was wir achten müssen und wir durften viele Fragen stellen. Anschließend gab es noch ein Kochbuch mit den Rezepten zum Nachkochen und eine Führung über die Farm. Es war toll und ein besonderes Erlebnis – zumal wir auch in Deutschland gerne asiatisch kochen.

Bugs finden

Zuhause ist es oft meine Aufgabe, nervige Bugs zu finden. Heute habe ich auch hier einen solchen gefunden! Auf dem im Rahmen des Kochkurses besuchten Markt lauschten wir gerade den Ausführungen unserer Kochlehrerin, als sich etwas auf meinem Bein bewegte – ich blickte an mir herunter und entdeckte eine riesige Kakerlake auf diesem. In der darauffolgenden Millisekunde (ich wusste gar nicht, dass ich so schnelle Reaktionen habe!) entschied ich mich dafür, ihr kein Asyl zu gewähren (dies ist nicht als politische Aussage zu verstehen!) und habe sie schnell von meinem Finger entfernen lassen. Irgendwie hat es dann im Laufe des Tages öfters irgendwo gekrabbelt. Igitt!

Nun liegen wir in unseren Betten und sind geschafft von den Erlebnissen der letzten Tage. Morgen geht es mit einem Minibus zur thailändischen Grenze. Dort übernachten wir und dann geht es weiter nach Laos, wo wir mit dem Slow Boat Richtung Luang Prabang fahren. Aber davon erzählen wir euch in einer anderen Geschichte!

 

Some Pai(n) (*)

Some Pai(n) (*)

Nach einem entspannten Tag am Pool und einem abendlichen Ausflug in die bunte Walking Street von Pai zur Nahrungsaufnahme gingen wir zufrieden und entspannt ins Bett und schliefen bald ein (Nichtstun ist anstrengend!). Irgendwann nach zwölf wachten wir jedoch wieder auf, weil seltsame Geräusche vor der Tür zu hören waren. Jemand stöhnte und gab unverständliche Laute von sich. Wir waren echt total verpennt und neben der Spur und es dauerte eine Weile, bis wir die Gestalt bemerkten, die vor den Stufen zu unserem Bungalow lag und um Hilfe rief – ein Hotelgast war dort offensichtlich zu Boden gegangen und hatte sich verletzt. So musste ich völlig unerwartet meine Fähigkeiten als Ersthelferin unter Beweis stellen (und das, obwohl ich – wirklich völlig aus dem Tiefschlaf gerissen – kaum wusste, wer und wo ich bin) und Jens rannte los, um jemanden zu finden, der uns einen Krankenwagen organisiert (ab sofort werden wir in jedem Land als erstes die Notruf-Nummern auswendig lernen!). Am Ende wurde er von einem betrunkenen Thai auf einem Moped zum nahegelegenen Krankenhaus gefahren, um direkt vor Ort um einem Krankenwagen zu bitten. Irgendwann kam dieser dann tatsächlich und ich begleitete den Patienten ins Krankenhaus. Das war natürlich auch interessant für mich und die diensthabende Ärztin war sehr nett, aber ich hoffe wirklich, dass Jens und ich dort nie landen. Die Zustände sind schon sehr… anders als bei uns. Nach etwas, was man eher als flüchtige Betrachtung denn als körperliche Untersuchung bezeichnen kann, wurde beschlossen, dass der Patient nur betrunken gegen einen Pfosten gelaufen und außer einer Platzwunde okay sei. Keine Blutentnahme, keine Bildgebung. Macht ja nichts, dass er seine Arme und Beine nicht bewegen kann. „He be fine tomorrow. He drunk.“ Okay.

Als Jens und ich den Patienten am nächsten Morgen im Krankenhaus besuchten, war er aber doch noch nicht sehr fine. Er lag in einem Raum mit 11 anderen Patienten aller Altersklassen und Gesundheitszustände, von äußerlich fit bis intubiert und beatmet. Ich hatte schon gelesen, dass in Thailand die Angehörigen die Patienten pflegen, und so saßen eigentlich um jedes Bett mehrere Angehörige. Unser Patient war alleine unterwegs und daher auch alleine im Krankenhaus, er tat uns so Leid! So taten wir unser Bestes, ein bisschen zu helfen – mit aufmunternden Worten, Wasser reichen, das Telefon halten, damit er mit seiner Freundin telefonieren kann… Ich sprach mit der Ärztin und telefonierte mit seiner Botschaft, versuchte, eine Kommunikation zwischen beiden Parteien herzustellen, da sich irgendwie keiner so recht zuständig zu fühlen schien.

Anschließend brachen Jens und ich auf. Aber wir konnten den einsamen, verängstigen Patienten in dem großen Raum voller Kranker und ihrer Angehöriger nicht vergessen… Man kann nur hoffen, nie in eine ähnliche Lage zu geraten. Und ich bin so froh, dass wir zu zweit unterwegs sind.

Trotzdem will ich natürlich auch vom Rest unseres Tages berichten: Wir liehen uns nach langem Überlegen Mopeds, um die Umgebung von Pai zu erkunden. Nachdem wir die Zustände im örtlichen Krankenhaus kannten, waren wir natürlich noch skeptischer, aber wir wollten es versuchen. Nach einer kurzen Einführung wurden wir auf die Straße losgelassen – allerdings war 300 Meter entfernt unsere Fahrt vorerst auch schon wieder beendet, weil wir direkt in eine Polizeikontrolle gerieten und unsere Führerscheine zuhause vergessen hatten. Nach einem kleinen Abstecher auf das örtliche Polizeirevier, wo wir jeweils 200 Baht Strafe zahlen und einen Wisch unterschreiben mussten, den wir natürlich nicht verstanden (was wir da wohl zugegeben haben?), durften wir unsere Fahrt fortsetzen. Wir fuhren in gemächlichem Tempo alle Attraktionen der Gegend ab: Zunächst einen Viewpoint mit eher mäßiger Aussicht, dann einen aufgrund der Trockenzeit beinahe ausgetrockneten Wasserfall. Auf dem Weg dorthin gerieten wir übrigens schon wieder in eine Polizeikontrolle, diesmal wurden wir auf Drogen durchsucht. Paranoid, wie wir mittlerweile sind, hatten wir wirklich Angst, dass uns die Beamten Drogen unterschieben wollten, um uns zu erpressen… In der Gegend wurde früher eine Menge Opium angebaut und auch während unserer Fahrt durch die Dörfer wurden uns wiederholt Drogen angeboten.

Auf dem Rückweg nahmen wir jedenfalls eine andere Route, um nicht nochmal in die Polizeikontrolle zu geraten. Wir besuchten die große weiße Buddhastatue, die über der Stadt thront. Nach einem kurzen Boxenstopp für Benzin und Fruchtshakes fuhren wir vorbei an mehreren Elefantencamps, wo Touristen auf Elefanten reiten oder sie füttern und waschen können. Wir passierten die heißen Quellen von Pai, die mit 300 Baht Eintritt pro Person aber wirklich sehr teuer sind (außerdem – wer will bei der Hitze in einer heißen Quelle baden?!) und die Memorial Bridge und gelangten zu einem Canyon. Zwischendurch sahen wir immer wieder bewundernswerte Fahrradfahrer, die sich die vielen Berge hinauf und hinab quälten. Außerdem fielen uns immer wieder chinesische Touristengruppen auf, die scheinbar ausschließlich unterwegs waren, um Fotos voneinander zu schießen. Alles diente als Kulisse für dutzende Einzel- oder Gruppenfotos: Ein kaputtes Fahrrad auf einer Brücke, überdimensionale Deko-Plastikerdbeeren in einem Kaffee, ein fremdes Motorrad…

Zum Abschluss des Tages aßen wir in einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant nahe des „Flughafens“ (eine einzelne kleine Landebahn für eine Propellermaschine, die einmal täglich zwischen Chiang Mai und Pai fliegt – mit genau einem Check-In-Schalter und einer Familie, die sich um den Flughafen kümmerte). In dem Restaurant bestellten wir relativ wahllos drauflos, da wir die Karte sowieso nicht verstanden. Innereien konnten wir vermeiden, aber am Ende hatten wir eine Suppe mit allen möglichen Hühnerteilen (ich zog als erstes einen Fuß aus der Schüssel) sowie zwei extrem scharfe, nicht genau zu definierende Fleischspeisen (ich glaube, in der einen war Leber). Vor wenigen Wochen hätten wir das wahrscheinlich nicht gegessen, aber mittlerweile sind wir trainiert!

(*) Die heutige Unterschrift wird präsentiert von einem J.N. aus B. – Julia möchte mit der Überschrift nicht im Zusammenhang stehen

Life of Pai (*)

Life of Pai (*)

„Ich habe die 709 Kurven nach Pai geschafft!“ So oder so ähnlich kann man hier im Norden von Thailand T-Shirts kaufen. Da wir entweder teilweise in Schwarzwaldnähe beheimatet sind bzw. schon so einige Österreich-Urlaube hinter uns hatten, hat uns dies jetzt nicht so beeindruckt und wir haben auf ein T-Shirt verzichtet. Spannend war die Fahrt nach Pai trotzdem. Gestern war ein einziger Reisetag. Zunächst sind wir im Bus von Sukthothai nach Chiang Mai gefahren. Diesmal ohne Probleme und mit viel Platz für uns, da der Bus nicht ganz ausgebucht war. In Chiang Mai haben wir dann am Busbahnhof einen Minibus nach Pai gebucht. Dieser war weniger schön, da wir in einem 13-Sitzer in der letzten Reihe mit 4 Leuten saßen und das schon sehr eng war – so schrecklich wie in einigen Blogs beschrieben war es aber dann nicht (auch wenn wir in der Raststätte aus der ein oder anderen Toilette gewisse Geräusche zu hören waren). Etwas ungewohnt ist es allerdings erstmal, wenn das Gepäck auf dem Wagen verschwindet – aber es ist nichts heruntergefallen 🙂

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Pool in Pai

Heute wollten wir endlich mal Urlaub vom Reisen nehmen. Ein Tag am Pool war angesagt! Und tatsächlich sind wir gleich nach dem Frühstück mit einem Handtuch bewaffnet zu diesem – und haben und in die Sonne gelegt bzw. im Pool abgekühlt. Unterbrochen haben wir unsere Entspannung nur, um mittags auf der anderen Straßenseite etwas zu essen oder abends in der Stadt etwas durch die Walking Street (eine Art Flaniermeile, bei der es links und rechts viel zu sehen bzw. essen gibt). Heute war übrigens ein Shake-Tag. Julia und ich haben insgesamt etwa 7 Frucht-Shakes (frisch zubereitet und so lecker!) oder Eiskaffees getrunken.

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(*) Diese Überschriften-Idee wurde relativ schamlos von einem gewissen U.S. aus O. entwendet.

 

Sukhothai (Watn datt fürn Wat?)

Sukhothai (Watn datt fürn Wat?)

Nach zwei sehr schönen Tagen in Ayutthaya ging es mit dem Bus nach Sukhothai. Die Fahrt dauerte etwa 5 Stunden und verlief relativ ereignislos, bis wir am vermeintlichen Ziel aus dem Bus geworfen wurden. Schnell stellten wir Reisende allerdings fest, dass wir uns keinesfalls in Alt-Sukhothai befanden (wie es als Ziel auf unseren Tickets stand), sondern in Neu-Sukhothai, etwa 15 km entfernt. Der Busfahrer wiegelte jegliche Beschwerde ab, meinte lapidar „same, same!“, warf unser Gepäck aus dem Bus und brauste davon. Da standen wir nun, abends um 20 Uhr, weit und breit kein Taxi in Sicht, lediglich zwei Tuk-Tuk-Fahrer, die wie die Aasgeier um uns kreisten. Wir waren ihnen ausgeliefert, und so bekam unser Fahrer am Ende 700 Baht dafür, dass er sieben Personen 15 km weit beförderte. Das ist übrigens normalerweise der Tagessatz eines Tuk-Tuk-Fahrers. Es war offensichtlich, dass der Busfahrer und die beiden Tuk-Tuk-Fahrer sich abgesprochen hatten…

Nach diesem schlechten Start hatten wir aber einen wirklich sehr schönen Tag in Sukhothai, das auch „die Wiege Thailands“ genannt wird. Da es hier so viel zu sehen gibt und wir nur einen Tag bleiben wollten, planten wir unsere Route vorher mehr oder weniger durch. Wir liehen uns Fahrräder in unserer Unterkunft, was ich nur empfehlen kann – die Sehenswürdigkeiten stehen teilweise weit auseinander, die Straßen sind für thailändische Verhältnisse in exzellentem Zustand und durch die vielen Bäume und Palmen fährt man oft im Schatten. Insgesamt ist das Areal (vor allem in der zentralen Zone) sehr gepflegt und sehr hübsch, mit den vielen Bäumen, Palmen und künstlich angelegten Seen. Der Historical Park Sukhothai ist in eine zentrale Zone mit den meisten Sehenswürdigkeiten sowie jeweils eine Zone im Norden, Süden, Westen und Osten eingeteilt. Man bezahlt pro Zone jeweils 100 Baht Eintritt (plus 10 Baht pro Fahrrad). Erstaunt (und entzückt!) hat uns, wie wenig Touristen hier unterwegs sind. Wir hatten wirklich oft ganze Tempelanlagen für uns alleine, manchmal waren noch ein oder zwei andere Menschen dort – die wir meistens schon von anderen Tempeln kannten, weil man sich immer wieder begegnete. Wir besichtigten zunächst die zentrale Zone mit Wat Traphang-Ngoen, Wat Sa-Si, Wat Sorasak und natürlich Wat Mahatat, den berühmtesten Tempel der zentralen Zone. Das war auch der einzige Ort, an dem uns einzelne Reisegruppen begegneten.

Außerhalb der zentralen Zone machten wir eine Eiskaffee-Pause und besuchten das Wat Traphang Thong Lang, um dort die Fische zu füttern (eine tolle Tradition in thailändischen Tempeln!) und den Fußabdruck Buddhas zu bestaunen (der Mann hat auf großem Fuß gelebt!). Anschließend fuhren wir in die nördliche Zone, wo wir zunächst Wat Phrapai Luang besichtigten, eine größere Tempelanlage, die viel weniger restauriert ist als die Tempel der zentralen Zone. Mein persönliches Highlight war Wat Si Chum mit der 15 Meter hohen Buddhastatue, die graziös die rechte Hand wie zur Maniküre ausstreckt. Passenderweise haben ihr Gläubige die Nägel mit Goldblättchen gülden gefärbt. Danach mussten wir erstmal für ein weiteres Eisgetränk anhalten, bevor wir die drei Kilometer bis zur Westzone radeln konnten, wo eher naturbelassene Tempel auf Hügeln im Wald auf uns warteten. Der Aufstieg zum Wat Saphan Hin ist beschwerlich (kein Wunder, dass König Ramkamhaeng ihn nur auf einem weißen Elefanten zurücklegte!), aber die Aussicht ist sehr schön. Als letztes besuchten wir Wat Khao Phra Bat Nai, eine Tempelruine mitten im Wald. Hier beschlossen wir, dass das jetzt erstmal die letzten Steine sein müssen, die wir uns anschauen. Ayutthaya und Sukhothai haben uns beide auf sehr unterschiedliche Weise fasziniert und total gefallen, aber irgendwann kann man die vielen Wats ja gar nicht mehr auseinanderhalten.

Mit dem Rad durch Ayutthaya

Mit dem Rad durch Ayutthaya

Ayutthaya. Welche eine Stadt! Von überall kommen die Menschen, um diese Weltstadt mit ihren 3 Königspalästen, 375 Tempelanlagen (Wats) und 94 Stadttoren zu bewundern. Franzosen, Portugiesen, Briten, Holländer und Japaner strömen in die Stadt – sie sind begeistert vom Glanz und der Architektur. Hier am Zusammenfluss dreier Flüsse fusst das Königreich von Siam und mehr als 1 Millionen Einwohner wohnen in ihrer Hauptstadt. 35 Könige regieren hier im Laufe der Jahrhunderte.

2016. Die Stadt hat nur noch 50.000 Einwohner. Aus den Königspalästen und Tempeln wurden Steinruinen – überall in der Stadt sind sie verteilt. Heute kommen Chinesen, Amerikaner und Deutsche in die Stadt und verlassen sie nach einigen Tagen wieder. So auch wir.

Nach unser Ankunft mit dem Zug aus Bangkok (sehr bequem in der 3.Klasse für 20 Baht oder umgerechnet 0,51ct pro Person) gehen wir zum Hotel und schwingen uns auf unsere Leihräder. Die Räder sind perfekt, um die Stadt zu entdecken. Überall gibt es etwas zu sehen, es gibt viel Grün und man kann am Wegesrand an einem Wat seiner Wahl anhalten. Unsere Wahl-Wats waren Wat Maha That (viele Steine und ein Buddhagesicht in einem Baum mit vielen Chinesen davor), Wat Ratchaburana (noch mehr Steine) und Wat Phra Si Sanphet (der wohl schönste Tempel mit tollen Sonnenuntergangs-Steine-Motiven) an Tag 1 sowie Wat Lokayasutharam (ein liegender Buddha aus Stein), Wat Kasattrathirat (ein neuerer Tempel mit modernen Steinen), Wat Tha Ka Rong (Steine mit einem Vergnügungspark / Markt drumherum) sowie Wat Chaiwatthanarm (Steine am Fluss) an Tag 2. Die meisten Wats liegen am oder im Rama Park. Es ist wunderbar, hier entlang zu fahren. Über steile Steinbrücken geht es über den See und man findet hier und dort ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen.

Ein besonderes Highlight unserer Entdeckungen war am 1.Tag Wat Phra Si Sanphet – hier knipsten wir die Speicherkarte unsere Digitalkamera voll und beobachteten im Detail, wie die Sonne ganz langsam am Horizont versank. Am zweiten Tag war der Besuch des Wat Tha Ka Rong ein besonderes Erlebnis. Es war die Kategorie Erlebnis-welches-einen-verdutzt-zurücklässt. In diesem Wat und drumherum war ein Art religiöses Disneyland errichtet wurden. Überall Kitsch und Glanz und Licht und seltsame Figuren und Skulpturen. Ganz Ayutthaya war am Sonntagnachmittag auf den Beinen, um hier abwechselnd a) Selfies vor grünen Kaninchen oder sich bewegenden Skeletten zu knipsen, b) Buddha zu ehren, c) auf der tollsten Toiletten des Planeten ihr Geschäft zu verrichten – Sanifair ist dagegen ein Witz, d) etwas auf dem nahegelegenen Markt zu essen, e) Selfies vor Brunnen oder Statuen zu schießen, f) Lose zu kaufen, g) zum Frisör zu gehen (mitten in dem Trubel und Outdoor!), h) Heerscharen von Fische im Fluss zu füttern, i) Selfies vor Mönch-Wachsfiguren zu schießen oder j) einfach mit der ganzen Familie durch dieses Kuriositäten-Kabinett zu wandern. Letzteres am Besten mit T-Shirts im Familienlook. Mutter und Vater sowie das Kind tragen dann das gleiche T-Shirt mit dem selben Motiv. Das alles ist auf eine schöne Weise doch sehr verrückt – die anderen, nur vereinzelt sichtbaren westlichen Touristen laufen daher mit dem gleichen irritierten Blick wie wir durch dieses Spektakel.

Am zweiten Tag hatten wir dann übrigens nachmittags spontan genug von Steinen. Daher haben wir unsere Pläne kurzentschlossen über den Haufen geworfen, um zum Hotel Ayutthaya zu fahren. Dort kann man als Gast für 100 Baht den Pool nutzen. Nun ist uns ein Wat mit Steinen und hunderten (echten) Schildkröten entgangen – dafür wissen wir, wie toll es ist, an einem warmen Tag in Ayutthaya in einen kühlen Pool zu springen. Sehr! Toll!

Auch kulinarisch war Ayutthaya ein voller Erfolg. Zum Glück entdeckten wir gleich am ersten Tag einen kalten Kaffee-Dealer, der uns an beiden Tagen zum Frühstück mit leckerem Eiskaffee versorgte. Dazu gab es frittierte Bananen und frittierte Kartoffeln – eine schöne Abwechslung für unseren Gaumen. Abends sind wir beide Abende auf einen Nachtmarkt in der Nähe und haben uns den Gang links und rechts entlang durchgefressen (ja, das muss man mal so sagen und dazu stehen!). Es gab Chicken-Spieße, marinierte Schweine-Spieße, Chicken-Wings, frittierte Chicken-Haut, ein Würstchen mit gefülltem Reis, in Maisblätter gewickelten Klebe-Reis mit Banane, ein Omelett mit Meeresfrüchten, Pad Thai, Waffeln, Reisbälle mit Krabben, Ananas und Wassermelone. Jawohl! Zum Glück war unser Hotel gleich um die Ecke und so sind wir abends immer glücklich und zufrieden in unsere Betten gefallen.

Reise von Bangkok nach Yangon

Reise von Bangkok nach Yangon

Yangon Airport. Da stehen wir nun in dieser kleinen Flugzeughalle mit vielleicht einem dutzend Gates. Endlich angekommen in diesem Land, auf das ich mich am meisten gefreut hatte.  Myanmar – das klang nach Abenteuer und nach freundlichen, von Touristenschwärmen weitestgehend verschonten Menschen.

Was war das für ein Tag – morgens haben wir aus dem Hotel ausgecheckt und nach dem Frühstück bei unserem Stammfrühstückslokal ging es mit dem Bus weiter Richtung Norden. Unser Flug sollte um 20 Uhr abheben – vorher wollten wir über den sagenumwobenen Suan Chatuchak Weekend Market flanieren. Vorbereitet wie wir sind, haben wir vorher alles ausgecheckt. Mit dem Bus 3 sollte es nach Mochi 2 – einem großen Busbahnhof – gehen. Dort wollen wir unser Gepäck einschließen, dann zum Markt gehen und später von Mochi 2 den A1 Richtung Flughafen Don Muang nehmen.

Aber irgendwie kommt alles anders als man denkt – und in Bangkok sowieso. Die Busnummer 3 steht an der Haltestelle. Doch es kommt KEIN Bus! Nachdem alle anderen Linien mindestens einmal vorgefahren sind, entscheiden wir uns für eine andere Nummer mit dem Ziel zu einer Haltestelle in der Nähe. Von dort laufen wir nicht wie angenommen 10 Minuten, sondern 30 Minuten mit unseren Rucksäcken durch die Mittagshitze. Nicht weiter schlimm – als wir am Busterminal ankommen, kennt jedoch keiner eine Linie A1. Egal. Erst mal ab zum Weekend Market und rein ins Gewusel. Und der Markt entschädigt für die Extrawege. Er ist der Hammer! Im Reiseführer meinten sie, dass an den bis zu 15.000 Ständen (!) alles Mögliche verkauft wird. Dagegen ist der Mauerpark-Flohmarkt in Berlin ein Witz. Auf dem Mauerpark-Flohmarkt kann man auch keine Fische, Katzen, Hunde, Hühner, Enten, usw. kaufen – was aber wohl wiederum ganz gut ist 😉

Danach kundschafteten wir noch die Haltestelle des A1 aus (beim Markt hält er auch bzw. fährt ab – so genau weiß man das nicht), fahren mit dem Bus zu Mochi 2, mit dem Bus wieder zur ausgekundschafteten Haltestelle und schließlich von dort endlich mit dem A1 zum Flughafen.

Nachdem ich schon soviel über unsere Busfahrten geschrieben habe, halte ich mich mal mit den Worten beim Fliegen zurück. Wir sind rein in den Flughafen, haben unsere mitgebrachten Euro in Dollar umgetauscht (es gibt übrigens doppelte Wechselgebühren, da erst Euro in Baht und dann Baht in Dollar getauscht wird – insgesamt gab es aber für 400 Euro 430 Dollar, was wohl ganz okay ist) und sind dann durch den Sicherheitscheck, sind ausgereist und dann zum Gate. Die Flugzeit von etwa 50 Minuten haben wir zum größten Teil mit dem Ausfüllen der Einreisedokumente verbracht (da gibt es wirklich viel auszufüllen!).

In Yangon angekommen ging dann eigentlich alles ganz zügig. Auf einer Rolltreppe herunter in die Ankunftshalle wurde unsere Temperatur mit einer Wärmebildkamera überprüft. Das war seltsam. Dann ging es zum Einreiseschalter, wo wir unser Visum, den Pass und die ausgefüllte Karte vorlegen mussten und anschließend unseren Myanmar-Stempel erhielten. Beim Zoll musste unser Gepäck nochmal gescannt werden, dann waren wir offiziell in Myanmar.

Da kein Zug mehr in die Stadt fahren sollte, nahmen wir ein Taxi. Dabei mussten wir 3 oder 4 Taxis fragen, bis die im Reiseführer genannte Summe von 7000 Kyat akzeptiert wurde. Es ging durch die Nacht auf anfangs ungewohnt leeren Straßen in die Stadt. Nach etwa einer halben Stunde waren wir im Zentrum und bei unserem Hotel – dort wurden wir vom Personal und den Ameisen auf unserem Zimmer sehr freundlich empfangen. Wir haben noch schnell probiert, ob das WLAN bzw. Internet in Myanmar wirklich so schrecklich ist (ja!) und sind dann in unser Bett gefallen.

Fazit nach 3 Tagen Bangkok

Fazit nach 3 Tagen Bangkok

Ein Fazit zu Bangkok fällt schwer. Die Stadt ist laut und voll und vor allem eine Stadt voller Gegensätze.

Da ist all das Chaos. Nirgendwo sind Buspläne ausgeschildert und an Bushaltestellen hält der Bus mal direkt davor oder auch mal 200 Meter weiter. Dann kann man sich leider nirgends auf Informationen verlassen – wenn man fünf Menschen nach dem Weg fragt, erhält man ziemlich sicher fünf verschiedene Antworten (aber man kann niemandem böse sein, da all dies meist mit einem Lächeln passiert).

Dann wiederum gibt es diese militärische Ordnung und viele Menschen mit Uniformen und Namensschildern an der Brust. Verteilt in der Stadt gibt es auch Wachpunkte (wobei es eher Rumsitzpunkte heißen sollte, weil die Soldaten eher gelangweilt im Schatten sitzen). Dann gibt es Helfer, die mit einer Trillerpfeife Boote oder die Passagiere lotsen bzw. am Gleis aufpassen, dass erst alle aus- und dann alle einsteigen (man stelle sich das in Berlin mal vor…).

Man findet Menschen, die einen übers Ohr hauen wollen (siehe Tag 1) und dann wieder viele nette Menschen, die fragen, ob sie helfen können oder die einem nochmal Bescheid geben, wenn man die Bushaltestelle erreicht hat. Oder die einem mit einer strengen Freundlichkeit den Weg zeigen. Überhaupt gibt es viele nette Menschen, die einem mit ihrem Lächeln selbst ein Lächeln in das Gesicht zaubern.

In Bangkok findet man ein Abendessen für 1,25 Euro – man hat aber auch keine Mühe, für etwas mehr Luxus 25 Euro auszugeben. Man läuft durch Prachtstraßen, vorbei an großen Einkaufscentern mit allen Modelabels, die man sich vorstellen kann und gleich daneben kommt man durch slumartige Behausungen, in denen Menschen auf Zweiquadratmeter wohnen und zum Überleben einige Dinge verkaufen.

Bangkok – das ist auch dieser unglaubliche Verkehr. Überall hupt es und man sieht lila, rote, grüne, gelbe und rote Taxis, die meistens irgendwo im Stau stehen. Man kann als Fußgänger in manchen Gegenden außerdem keine 10 Meter laufen, bis man vom nächsten Tuktuk-Fahrer angesprochen wird. Die Fortbewegung von A nach B dauert meist länger als geplant und sie erfordert oft einige Planung, da wie gesagt wenig Informationen bereitstehen.

Bangkok ist wohl nichts für Menschen, die gerne planen oder die Kontrolle behalten. Wenn man hier ist, muss man sich auf das Chaos einlassen – und den Weg zum Ziel erklären. Der Weg – das sind die Seitenstraßen, die einen verschlingen. Hier entlang und dann hier entlang – und heraus kommt man wieder ganz woanders.

Egal wo man ist – man läuft wahrscheinlich vorbei an dutzenden Garküchen und Verkaufsständen und isst dann das, auf das man gerade Lust hat. Hier ein Pad Thai, hier ein Hähnchenspieß mit Erdnussauce und dort einen Frucht-Smoothie. Und dann geht man weiter. Vorbei an all den Menschen, die wie in einem 9 Millionen großen Ameisenhaufen ihren Weg gehen und durch die Stadt wuseln. Durch diese laute, volle und lebendige Stadt.